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Veröffentlicht am 03­.01.2008

03.01.2008 - Frankfurter Neue Presse

Streicht das Bistum seine Millionen-Pläne?

Von Johannes Laubach

Limburg. Es war geplant als frohe Botschaft: Der neue Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wird künftig in der Nähe des Doms wohnen. Das alte Burgmannen- oder Vikariehaus, schräg gegenüber des Doms gelegen, soll sein Dienstsitz werden. Und dahinter ist auch noch ein Wohnhaus für ihn geplant, das allerdings erst noch gebaut werden muss.

Doch die frohe Botschaft kehrte sich schnell um, als es um die Kosten für das Projekt ging: Von sechs bis sieben Millionen Euro war die Rede, dann gab das Bistum 3,5 Millionen Euro als Obergrenze aus. Der künftige Bischof Tebartz-van Elst verteidigte in Münster erst kürzlich die Investitionen. Es sei hilfreich, wenn der Bischof in der Nähe des Domes leben könne.

„Die Diskussion ist noch nicht zu Ende“

Jetzt die mögliche Wende: Nach Angaben von Dompfarrer Dr. Wolfgang Pax, er gehört dem Domkapitel an, das über den Bischofssitz entscheidet, ist die Diskussion um die Kosten keineswegs zu Ende. In der nächsten Woche, wenn das Gremium wieder komplett ist, wird es sich mit der Reaktion der Kirchenbasis beschäftigen.

Und die hat nicht sehr viel Verständnis für das, was in den neuen Dienst- und Wohnsitz des Bischofs investiert werden soll. Nach Einschätzung von Henny Toepfer, Sprecherin der katholischen Laienvereinigung „Wir sind Kirche“, sind Investitionen in Millionenhöhe nicht angesagt. In den Kirchengemeinden hat mit dem 1. Januar dieses Jahres die Umsetzung des Prozesses „Sparen und erneuern“ begonnen. Viele Gemeinden müssen mit weniger Geld für ihre Kirchen und Gemeindezentren auskommen, denn die Zentrale kürzt oder streicht ihre bisherigen Zuschüsse für die laufenden Kosten und die Bauunterhaltung der Immobilien. Aus Kostengründen sollen sogar einige Kirchen abgerissen werden.

Für Hubertus Janssen, Pfarrer im Limburger Stadtteil Eschhofen und bekannt dafür, schon einmal anders zu denken als die Kirchenführung, sind die geplanten Investitionen ein „Donnerschlag“, die den Sparbemühungen entgegen laufen. Janssen ist zu seinem 70. Geburtstag von seiner Gemeinde reich beschenkt worden. Über 11 000 Euro kamen an Spenden zusammen. Geld, das in die maroden Fenster des Pfarrzentrums investiert werden, weil das Bistum dafür kein Geld mehr zur Verfügung stellt. Wenn nun für den neuen Bischofssitz Millionen ausgegeben werden, sei dies an der Basis nicht mehr zu vermitteln.

Keinen Zweifel hat Marion Schardt, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats der Limburger Domgemeinde, an der Notwendigkeit der Sanierung des alten Vikariehauses, das einmal den Dienstsitz der Limburger Bischöfe beherbergen soll. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude war 1977 schon einmal saniert worden, steht aber seit Jahren leer, gilt als unbewohnbar und muss von Grund auf erneuert werden. Einen dem Bischof angemessenen Dienst- und Wohnsitz hält die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats für notwendig. Nach ihrer Einschätzung ist jedoch die Kommunikation um den künftigen Bischofssitz sehr ungeschickt verlaufen. Und die Auswahl des Architekten hält Marion Schardt für ebenfalls unglücklich. Die Vorplanungen für den Bischofssitz stammen von dem Frankfurter Architekten Professor Christoph Mäckler.

Dompfarrer Wolfgang Pax weist darauf hin, dass mit dem Architekten noch kein Vertrag unterzeichnet worden ist und er somit noch keinen Planungsauftrag hat. Der Unmut der Basis und die Entrüstung in Limburg und Umgebung über die Kosten werden vom Dompfarrer durchaus ernst genommen. Ein Wohn- und Dienstsitz für den neuen Bischof, der am 20. Januar in sein Amt eingeführt wird, ist für ihn jedoch unstrittig und nach seiner Einschätzung auch der Basis zu vermitteln. Die entscheidende Frage seien die Kosten – und darüber noch nicht abschließend entschieden. Der letzte Limburger Bischof, Franz Kamphaus, lebte übrigens in einer bescheidenen Zwei-Zimmer-Wohnung.

Die grundhafte Sanierung des alten Vikariehauses, das mit Wärmedämmung, Deckenverstärkung und möglichst auch Schallisolierung nun auch so hergerichtet werden soll, dass nicht in 25 Jahren wieder eine Generalüberholung ansteht, werde allerdings eine Stange Geld kosten. Auch die weiteren Vorhaben wie das Anlegen von Parkplätzen, die Sanierung einer alten Mauer und eben auch das Wohnhaus des Bischofs, dürften unter einem entsprechenden Kostenlimit nicht aus dem Augen verloren werden.

Protest des Pfarrers nicht veröffentlicht

Pfarrer Hubertus Janssen hält nicht nur die Kosten für den neuen Bischofssitz für unangemessen, sondern auch den Umgang mit Kritik daran. Per E-mail hatte er dem neuen Bischof seine Glückwünsche übermitteln wollen, diese aber auch mit einer Kritik an dem Bauvorhaben versehen. Vielleicht der Grund dafür, dass es die Glückwünsche nicht bis auf die entsprechende Internet-Seite schafften. Nach Angaben von Bistumssprecher Robert Eberle sei die Zusendung von Janssen keiner Zensur zum Opfer gefallen, sondern habe keine Berücksichtigung gefunden, da sie vom Umfang her den Rahmen deutlich überschritten habe.

Zuletzt geändert am 03­.01.2008