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Natur der Bischofskonferenzen

Apostolisches Schreiben Motu Proprio datae "Apostolos suos" über die theologische und rechtliche Natur der Bischofskonferenzen vom 21. Mai 1998

Im Juli 1998 stellte Kardinal Ratzinger ein Apostolisches Schreiben über die theologische und rechtliche Natur der Bischofskonferenzen vor. Es geht zurück auf eine Anregung der Bischofssynode von 1985. Bereits 1988 gab es ein von mehreren Kongregationen erstelltes Arbeitspapier. Vereinfacht stützte es sich auf die These: Göttlichen Rechts sind nur das Amt des Papstes und des Diözesanbischofs. Was dazwischen ist, etwa die Bischofskonferenz, ist kirchlichen Rechts und mithin abschaffbar. Bischofskonferenzen dienen vornehmlich dem persönlichen Austausch der Bischofskollegen, meist über pastorale Fragen, und der für den einzelnen Diözesanbischof nicht verbindlichen Abstimmung. Zu einer hierarchischen Zwischeninstanz dürfen sie nicht werden; sie dürfen die persönliche Verantwortung des Diözesanbischofs bei der Leitung seiner Diözese nicht blockieren. Trotz Kritik an jenem Arbeitspapier ist seine Grundlinie in das Apostolische Schreiben eingegangen. Es stellt noch einmal klar, was bereits in c. 455 § 4 CIC gesagt ist: In den meisten Bereichen spricht ein Beschluß der Bischofskonferenz nur eine Empfehlung aus. Das Apostolische Schreiben enthält im übrigen eine gesetzliche Ergänzung in bezug auf die Lehrkompetenz der Bischofskonferenz nach c. 753 CIC. Die Bischofskonferenz ist nicht Träger eigener Lehrkompetenz. Sie ist vor allem "Übersetzer" universalkirchlicher Lehren. Verbindlichkeit kommt ihren Lehren nur zu, wenn sie einstimmig vertreten werden. Es handelt sich dann aber weniger um die Lehrkompetenz der Bischofskonferenz als solcher, sondern eher um die einhellig gebündelte Lehre der Einzelbischöfe. Findet sich für eine Lehre nur eine Zweidrittelmehrheit, ist für ihre Verbindlichkeit eine römische Bestätigung erforderlich.


Quelle:
Prof. Dr. Dr. Werner Böckenförde: Kirchenrechtliche Anmerkungen zur gegenwärtigen Lage in der römisch-katholischen Kirche
Vortrag gehalten auf der Wir sind Kirche-Bundesversammlung am 3. Oktober 1998 in Würzburg
PDF 13 Seiten

Zuletzt geändert am 02­.01.2014