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Veröffentlicht am 05­.09.2020

5.9.2020 - badische-zeitung.de

Corona beschleunigt den Reformprozess

Mit Regionenkonferenzen des Synodalen Wegs setzt die katholische Kirche ihre Erneuerung fort.

(dpa/KNA). Die Rolle der Frauen, der Einfluss der Corona-Pandemie auf kirchliches Leben und der Umgang mit Sexualität sind am Freitag im Mittelpunkt der fünf Regionenkonferenzen des Synodalen Wegs gestanden. Mit den Treffen in Berlin, Dortmund, Ludwigshafen, Frankfurt und München setzen die Bischöfe und Laien der katholischen Kirche in Deutschland ihren Reformprozess fort. Wegen der Pandemie konnte die für Anfang September in Frankfurt geplante Synodalversammlung nicht stattfinden.

"Heute geht es nicht um Abstimmungen, heute geht es um Argumente", sagte der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, vor dem Treffen in Frankfurt. Ziel sei es, gute Vorlagen für die nächste Synodalversammlung zu erstellen, damit der Reformprozess vorangebracht werden kann.

Die Corona-Krise und ihre Folgen für das kirchliche Leben bestimmten an allen fünf Orten den Auftakt der Debatten. Mehrere Teilnehmer betonten, Corona habe Probleme, aber auch Neuaufbrüche der Kirche wie unter einem Brennglas sichtbar gemacht. Die Pandemie habe neben allen anderen Folgen bewirkt, "dass wir als Menschen vor unsere Endlichkeit gestellt worden sind", sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx warnte vor Aberglaube und Verschwörungstheorien. Manche Briefe, die ihn erreicht hätten, zeugten von "magischen Vorstellungen". Dazu gehöre unter anderem die Überzeugung, sich bei der Kommunion nicht mit dem Virus anstecken zu können. Krisen seien immer "Beschleuniger von Entwicklungen", sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. "Und so werden auch die kirchlichen Reformbestrebungen durch Corona beschleunigt."

Begleitet wurde das Treffen unter anderem in Frankfurt von Protesten von Reformgruppen wie "Wir sind Kirche" und "Maria 2.0", die mehr Rechte für Frauen in der Kirche, etwa den Zugang zum Priesteramt, fordern. Maria 2.0 überreichte Bischof Bätzing in Frankfurt einen Offenen Brief, in dem sie eine "Zweiklassengesellschaft" in der Kirche kritisieren.

Das Thema "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" wurde am Nachmittag in Frankfurt und anderen Orten durchaus kontrovers diskutiert. "Wir wissen, dass sich die Zukunft der Kirche an der Frauenfrage entscheiden wird", sagte Karin Kortmann, die einzige Frau im Präsidium des Synodalen Wegs, in Berlin. Sie habe die Erwartung, "dass wir wirkliche Schritte weitergehen und nicht in Jahrzehnten denken." Manuela Weinhardt-Franz, Gleichstellungsbeauftragte im Bistum Hildesheim, plädierte bei der Vorstellung des Arbeitstextes in Frankfurt dafür, die rechtlichen Gestaltungsräume für die Aufgaben für Frauen in der Kirche auszuschöpfen. Auch Predigten sollten zu den Aufgaben der Gemeinde- und Pastoralreferentinnen gehören.

Neben der Rolle von Frauen in der Kirche sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform sowie Macht und Gewaltenteilung Schwerpunktthemen des Reformdialogs, den die katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begonnen haben, um die Kirche zu reformieren.

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Zuletzt geändert am 13­.09.2020