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Veröffentlicht am 18­.08.2020

18.8.2020 - katholisch.de

Den Glauben leben – trotzdem: Eine Ausgetretene erzählt

Aus der Kirche treten nicht mehr nur die aus, die sich sowieso schon von ihr entfernt hatten – mehr und mehr verliert sie Mitglieder, die sich jahrelang kirchlich eingebracht haben. Doch warum? Im katholisch.de-Interview erzählt die engagierte Katholikin Doris Bauer, warum sie ihre Kirche verlassen hat. 

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Frage: Haben Sie Verständnis dafür, wenn Leute in der Kirche bleiben, weil man von innen vielmehr verändern kann als von außen?

Bauer: So habe ich ja selbst ganz lange gedacht, meine Kritik an der katholischen Kirche ist nicht über Nacht entstanden. Vor 25 Jahren habe ich schon an einer Unterschriftenaktion von "Wir sind Kirche" teilgenommen, wo es um genau dieselben Themen ging wie heute, schon damals habe ich mich für Veränderungen eingesetzt. Da war ich noch der Überzeugung, dass ich etwas ändern kann, wenn ich in der Kirche bleibe. Aber die letzten Monate haben mir gezeigt, dass Reformen weiter auf die lange Bank geschoben und die Frauen vertröstet werden. Ich weiß, dass Reformprozesse nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Aber ich bin ja nicht erst seit gestern dabei, meine Stimme zu erheben! Mein Eindruck ist: Es ist kein Wille da, etwas zu verändern. Ich schätze reformorientierte Bischöfe und die Wahl von Georg Bätzing zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz hat mir auch ein bisschen Hoffnung gemacht. Wenn ich dann aber wieder andere Äußerungen gehört habe, glaube ich nicht daran, dass sich da noch etwas verändert. Das ist der Punkt gewesen, an dem ich nicht mehr bereit war, das mitzutragen und dieses System weiter zu unterstützen. Ich werde schauen wie es möglich ist, meinen Glauben trotzdem zu leben und ihn auch in einer Gemeinschaft zu praktizieren. Denn alleine geht das nicht. Auf diese neuen Möglichkeiten bin ich gespannt.

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Zuletzt geändert am 24­.08.2020