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Veröffentlicht am 11­.10.2019

Heft 15 / 2019 Dialog im Pfarrverband Laim

Der synodale Weg als „letzte Chance“ für die Kirche

Am ersten Advent soll der sogenannte synodale Weg zur Aufarbeitung des Missbrauchskandals der katholischen Kirche beginnen. Vier Themenbereiche wollen die Bischöfe mit Laien beraten: Den Umgang mit Macht in der Kirche, die Zukunft der priesterlichen Lebensform, die Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral und das Thema „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. Damit versucht die katholische Kirche in Deutschland gut ein Jahr nach der Präsentation der MHG (= Mannheim Heidelbeg, Gießen)-Studie, die den jahrzehntelangen Missbrauch in Zahlen dokumentiert und die Strukturen dazu analysiert hat, aus ihrer Vertrauenskrise zu kommen. Christian Weisner, Sprecher der Reformbewegung „Wir sind Kirche“, ist skeptisch zum Gelingen des synodalen Wegs. Die Kirche in Deutschland tue sich „noch äußerst schwer mit der Aufarbeitung der tieferen Ursachen“ des Missbrauchskandals, sagte Weisner

Deshalb werde es weiter innerkirchlichen und gesellschaftlichen Druck brauchen, damit sich die Bischöfe nicht aus der Verantwortung stehlen können. „Aber für die Kirche gibt es keinen anderen Weg als den der grundsätzlichen Aufarbeitung,“ ist Weisner überzeugt. Falls die Kirche in Deutschland dies entschlossen angehe, gebe es aber auch Chancen. „Wenn es gut läuft, könnten die deutschen Bischöfe auch einen guten Beitrag für die Weltkirche leisten.“ Weisner erinnert allerdings daran, dass es ja schon von 2010 bis 2015 Gesprächsprozesse gegeben habe. Die seien aber bischöflich kontrolliert und ein „Schein-Dialog“ gewesen. Damit habe die Kirche nicht zur Vertrauensbildung beigetragen.„Der jetzt von den Bischöfen versprochene ‚verbindliche synodale Weg‘ ist wohl die letzte Chance“, glaubt Weisner.

„Wir sind Kirche“ war aus dem 1995 abgehaltenen Kirchenvolksbegehren entstanden. In den vor 24 Jahren von Laien erhobenen Forderungen sind viele Punkte, über die nun auch die Kirchenleitung zumindest zur Debatte bereit ist. So steht in der Präambel des Kirchenvolksbegehrens die Forderung nach der vollen Gleichberechtigung der Frauen inklusive des Zugangs zum Priesteramt oder die freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer Lebensform für Priester, außerdem eine positive Bewertung der Sexualität.

Ralf Isermann

 

Zuletzt geändert am 11­.10.2019