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Veröffentlicht am 22­.03.2007

22.3.2007 - dpa

Katholische Reformbewegung zieht ernüchternde Bilanz zu Papstwechsel

Dresden (dpa) - Zwei Jahre nach dem Papstwechsel hat die katholische Reformbewegung «Wir sind Kirche» eine ernüchternde Bilanz zum Wirken von Benedikt XVI. gezogen. «Die Antrittsenzyklika "Deus Caritas Est" hatte viele Hoffnungen geweckt, doch leider hat sich unsere von Anfang an bestehende Skepsis als berechtigt erwiesen», sagte der Sprecher der Vereinigung, Christian Weisner, am Donnerstag im Gespräch mit dpa in Dresden. Die Elbestadt ist vom Freitag bis Sonntag Schauplatz der 21. Bundesversammlung von «Wir sind Kirche». Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Oberhaupt der römisch- katholischen Kirche gewählt worden.

Nach Ansicht von Weisner hat sich Ratzingers öffentliches Erscheinungsbild «vom langjährigen Wächter über die Glaubenslehre zum milden Papst» stark gewandelt. «Doch die jüngste Lehrverurteilung des mittelamerikanischen Befreiungstheologen Jon Sobrino zeigt, dass Ratzinger wohl doch der Alte geblieben ist.» Die neuesten Aussagen des Papstes zum Zölibat, zur Eucharistie und zur Ökumene seien enttäuschend. «Leider sind auch zwei Jahre nach dem Papstwechsel noch keine konkreten Schritte zur Lösung der seit langem aufgeschobenen grundlegenden pastoralen Fragen und Probleme zu erkennen.»

Weisner nannte nochmals die Forderungen der Reformbewegung: «Uns geht es um mehr Mitbestimmung in der Kirche, die Gleichberechtigung der Frau, die Freistellung des Zölibates, eine positive Bewertung der Sexualität und die Verkündigung des Christentums als Frohbotschaft und nicht als Drohbotschaft.» In all diesen Punkten habe sich in den vergangenen 12 Jahren das Bewusstsein im Kirchenvolk sehr geändert. Es gebe viel Zustimmung von anerkannten Theologinnen und Theologen, katholischen Verbänden und der großen Mehrheit der Katholiken. Die aktuelle pastorale Not wie Priestermangel und Gemeindezusammenlegungen machten die Relevanz der Forderungen klar.

Hoffnungen legt die Reformbewegung in den Ökumenischen Kirchentag 2010 in München. Ein von vielen gewünschtes Hoffnungszeichen könnte sein, dass der Vatikan endlich protestantische Ehepartner zur katholischen Eucharistie und katholische Partner zum evangelischen Abendmahl zulasse, sagte der 55 Jahre alte Diplomingenieur.

Ihre kommende Bundesversammlung richten die Veranstalter bewusst in Ostdeutschland aus. Dabei steht das Wirken von Christen und christlicher Einrichtungen in einem weitgehend atheistischen Umfeld im Mittelpunkt. «In den meisten Bevölkerungsmilieus in Ost und West geht der Einfluss der Kirchen zurück. Von der «Ost-Kirche» kann die «West-Kirche» aber lernen. Da denke ich nur an die Wendezeit, wie auch eine kleine, aber engagierte Gruppe die Gesellschaft positiv verändern kann», sagte Weisner.

Zuletzt geändert am 22­.03.2007