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Veröffentlicht am 29­.05.2016

29.5.16 - Evangelische Zeitung

Kirche anders erleben

Hamburger reisen zum 100. Katholikentag nach Leipzig

Zum Katholikentag werden an diesem Wochenende 30 000 Dauergäste erwartet. Auch Hamburger machen sich auf den Weg nach Leipzig.

Von Cathrina Volkert

Hamburg, Stefan Heße fährt nach Leipzig. Der Hamburger Erzbischof ist einer der vielen Geistlichen und Referenten, die zum DeutschenKatholikentag aus dem Norden in die ostdeutsche Stadt fahren. Wer „Hamburg" im Online-Programm des Katholikentags sucht, bekommt 48 Veranstaltungen aufgelistet.

Nicht nur der eigene Beruf oder das Amt lässt Norddeutsche eine Anreise von 400 Kilometern in Kauf nehmen. Auch Einzelpersonen machen sich auf den Weg.

700 Anmeldungen aus dem Erzbistum Hamburg sind bei den Veranstaltern eingegangen - das sind überproportional viele. Das Gebiet des Bistums erstreckt sich über Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Hamburg.

Auch einige Gruppen aus der Hansestadt fahren zum Katholikentag - etwa die Firmanden aus St. Marien in Altona. Für die Jugendlichen und die Pastoralreferentin Melanie Brünner sei die Reise nach Leipzig vor allem „ein Experiment". Keine Experimente, sondern Begegnungen, spirituelle Erfahrungen und Anregungen erhofft sich Katharina Topperwien. "Jetzt bin ich im Ruhestand und habe endlich die Zeit dazu", sagt die Christin aus der Pfarrei Katharina von Siena. die sich über den Norden Hamburgs und den Süden Schleswig-Holsteins erstreckt. Ob über Bekannte oder die Medien, von den Christentreffen hat sie schon viel gehört. „Ich möchte Kirche anders erleben", erklärt die Katholikin, „vor Ort ist sie manchmal doch recht eingespielt ruhig und traditionell.

Je des Jahr ein großes Christentreffen Töpperwien freut sich auf die großen Veranstaltungen, aus denen „die Freude aus dem Christentum herausbreche". Denkt sie an die Konzerte, Gottesdienste, Diskussionen oder Informationsstände, ist sie sich sicher: „Alles ist lebendig und größer."

Der letzte Evangelische Kirchentag zog im Mai 2015 mehr als 97 000 Besucher nach Stuttgart. Die Treffen der katholischen Christen sind traditionell kleiner als die evangelischen Veranstaltungen. Doch die Organisatoren des 100. Katholikentages haben mit 30 000 Dauerkarten ihr Ziel erreicht Hinzu kommen Kurzentschlossene oder Christen, die für einen Tag nach Leipzig fahren. Schließlich ist es der 100. Katholikentag - der erste fand 1848 in Mainz statt.

Katholikentage und Evangelische Kirchentage finden im Wechsel statt. Thomas Kaufhold von der Initiative „Wir sind Kirche" packt deswegen einmal im Jahr sein Gepäck für ein großes Christentreffen: Er nimmt seit 1996 sowohl an den Evangelischen Kirchen- als auch an den Katholikentagen teil.

Kaufhold geht es bei jedem Katholikentag und Evangelischen Kirchentag darum, die Anliegen von „Wir sind Kirche" bekannt zu machen. Die Initiative setzt sich für Reformen in der katholischen Kirche ein: etwa die volle Gleichberechtigung von Frauen oder die Wahl zwischen zölibatären und nichtzölibatären Lebensformen von Priestern. Auf der Kirchenmeile ist jedes Mal der gelbe Pavillon der engagierten Christen aufgebaut. Dort finden die sogenannten „Gespräche am Jakobsbrunnen" statt.

„Die ganz normalen Kirchgänger erreichen wir dort", so der Norderstedter. Bei „Wir sind Kirche" wurde schon der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm mit Fragen der „ganz normalen Kirchgänger" gelöchert. In Leipzig werden Anselm Grün oder Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow befragt. Ob Katholikentag oder Kirchentag: „ich merke keine konfessionellen Unterschiede", sagt Kaufhold. Es kommt ihm allein auf das Gespräch an, weniger darauf, ob sein Gegenüber eine evangelische oder eine katholische Kirche besucht - egal, ob in Leipzig oder in Hamburg.

Zuletzt geändert am 06­.06.2016