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Veröffentlicht am 18­.07.2014

18.9.2014 - volksfreund.de

Abkehr von der katholischen Kirche mit Folgen

(Trier) Die am Freitag veröffentlichten Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) sind alarmierend: Für das Jahr 2013 verzeichnet die katholische Kirche in Deutschland rund ein Drittel mehr Kirchenaustritte als im Vorjahr. Seit Jahren laufen schon einige Initiativen, um verlorengegangene Katholiken zurückzugewinnen. Ein Mann verlässt eine katholische Kirche in Bremen. Seit Jahren leiden die Kirchen in Deutschland unter Mitgliederschwund. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Kirchenaustritte rapide an.

Trier. Barbara K. (Name geändert) aus Trier gehört zu den Katholiken, die zum Standesamt gegangen waren, um aus der Kirche auszutreten. Sie habe lange überlegt und dann erst den Entschluss gefasst, sagt die 45-Jährige. "Wegen der Missbrauchsfälle und weil ich seit der Jugendzeit keinen Bezug mehr zur Kirche habe, bin ich dann ausgetreten", begründet sie ihre Entscheidung. 2010 hatten wohl infolge des Missbrauchsskandals etwa 181 000 Menschen der katholischen Kirche in Deutschland den Rücken gekehrt. Im Jahr 2013 waren es nun fast wieder so viele: exakt 178 805 Gläubige.

Die Ursachenforschung

Der DBK-Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, erklärte die "schmerzlichen" Zahlen. Zum einen führt Marx als Ursache einen "kontinuierlichen gesellschaftlichen Umbruch" an. "Die Menschen sind frei, sich für oder gegen die Zugehörigkeit zur Kirche zu entscheiden und sie tun das auch", sagte der DBK-Vorsitzende. Zum anderen habe das zweite Halbjahr 2013 offensichtlich zu einem Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust geführt. Es war der Höhepunkt der Affäre um den ehemaligen Limburger Bischof Tebartz-van Elst.

Darin sieht auch Georg Bätzing, Generalvikar des Bistums Trier, die wesentliche Ursache für die niederschmetternden Zahlen. Auch Manfred Thesing, Vorsitzender des Katholikenrats im Bistum Trier, sagte gegenüber unserer Zeitung: "Da spielt die Affäre in Limburg noch hinein." Hanspeter Schladt, Sprecher der Laienorganisation Wir sind Kirche im Bistum Trier glaubt, dass neben Limburg zum einen auch noch der Umgang mit dem Weltbild-Verlag (der TV berichtete) sowie das Sparen in den Bistümern, das sich bis in die Pfarreien auswirke, eine Rolle spiele.

Zum anderen glaubt er, dass die verheerende Statistik 2013 eine Quittung für den Umgang der Kirche mit den Menschen sei. "Weder in der Frage, wie die Kirche zukünftig mit geschieden Wiederverheirateten oder wie sie mit Homosexuellen umgehe, sei die Kirche weitergekommen. Auch, dass die Missbrauchsfälle noch nicht hundertprozentig aufgearbeitet sind, spielt seiner Meinung nach eine Rolle. Zur Statistik erklärte Kardinal Marx: "Ich bin nicht entmutigt, sondern sehe die Statistik auch als hilfreichen Weckruf." Der hohen Austrittszahl müsse begegnet werden, "indem wir immer wieder versuchen, auf allen Ebenen Vertrauen durch gute und überzeugende Arbeit zu schaffen."

Dass die Austrittszahlen im Bistum Trier etwas unter dem Durchschnitt der deutschen Diözesen liegen, ist laut Bätzing wenig tröstlich. "Wir müssen mehr darüber reden, was wir als Kirche mit unserem Geld tun", sagte der Generalvikar am Freitag. Manfred Thesing hält einen "offenen, transparenten und dialogbereiten Umgang mit den Gläubigen" für zukunftsweisend.

Die Kirche tut bereits einiges dafür, um Abtrünnige wiederzugewinnen: Wer aus der Kirche austritt, bekommt Post von der katholischen Kirche. Auch Barbara K. flatterte ein von den deutschen Bischöfen verabschiedeter Brief ins Haus, in dem sie über die Folgen des Austritts (siehe Extra) sowie eine mögliche Rückkehr zur Kirche informiert wurde. Neben dem Schreiben erhielt sie einen Flyer, der auf eine Initiative hinwies. "Es gibt die Initiative der Bistümer Limburg, Mainz, Speyer und Trier: mach-dich-auf-und.com", sagte Bistumssprecherin Christine Wendel auf TV-Anfrage. Interessierte erhielten dort Informationen zu den Themenfeldern "Katholisch werden" und "Zurück in die Kirche".

Auf den Internetseiten der bundesweiten Initiative stößt man unter anderem auf die Nummer einer Servicehotline. Wer anruft, hat in diesem Monat Gemeindereferent Patrick Stöbener aus Speyer am Telefon. "Wir haben zwischen 15 und 30 Anrufe im Monat", sagt Stöbener.

Die Menschen hätten die unterschiedlichsten Beweggründe, wieder in die Kirche einzutreten: wegen dem neuen Papst bis hin zu neuen Partnerschaften, die sie dazu bewegen würden, über einen Wiedereintritt nachzudenken. Doch ein Wiedereintritt sei keine reine Formsache. "Wir vermitteln erst einmal ein seelsorgerisches Gespräch", sagte Stöbener.

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Zuletzt geändert am 19­.07.2014