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Veröffentlicht am 18­.07.2014

18.7.2014 - DPA

Bistümer verlieren viele Gläubige - Krise in Limburg wirkt nach

Die katholische Kirche verliert massenhaft Gläubige. Als Grund wird vor allem die Krise in Limburg genannt. Die Laienbewegung «Wir sind Kirche» moniert auch, deutsche Bischöfe unterstützten die mit Papst Franziskus verbundene positive Stimmung zu wenig.

Trier/Mainz (dpa/lrs) - Die katholische Kirche hat in Rheinland-Pfalz und dem Saarland im vergangenen Jahr flächendeckend Gläubige verloren. Die Zahl der Austritte stieg in den Bistümern Trier, Mainz und Limburg beträchtlich gegenüber dem Vorjahr.

Allein im Trierer Bistum summierten sich die Kirchenaustritte auf 8566 - ein Plus von rund 3200 Menschen im Vergleich zum Vorjahr (2012: 5394 Austritte). «Beim Versuch, die Ursachen zu verstehen, kommen die Konflikte um Bischof Tebartz-van Elst und das Bauprogramm auf dem Limburger Domberg in den Blick», erklärte Generalvikar Georg Bätzing am Freitag in Trier. Insgesamt seien es vor allem Menschen um die 50 herum, die aus der Kirche austräten sowie Berufseinsteiger.

In den Gebieten im Westerwald, am Rhein und an der Nahe in direkter Nachbarschaft zum Bistum Limburg seien die Austrittszahlen «extrem hoch», teilte Bätzing mit. Im Gebiet des Bistums Trier, zu dem die ehemaligen Regierungsbezirke Trier und Koblenz sowie der überwiegende Teil des Saarlands zählen, leben rund 2,4 Millionen Menschen - darunter mehr als 1,4 Millionen (58,9 Prozent) Katholiken.

Das krisengeschüttelte Bistum Limburg selbst verlor die Rekordzahl von fast 8000 Gläubigen. Das seien rund 3500 mehr als 2012, teilte die Diözese mit. Derzeit leben 644 000 Katholiken in dem Bistum. «Die hohe Zahl an Kirchenaustritten ist eine erschütternde Realität, die uns zeigt, wie wir das Vertrauen vieler Menschen verloren haben», sagte Weihbischof Manfred Grothe, der derzeitige Leiter des Bistums. Diese müsse man überzeugen, «dass das Bistum den Weg der Aufarbeitung und des Neuanfangs geht und so wieder neues Vertrauen gewinnen und aufbauen möchte».

Das Bistum Mainz zählte 7535 Austritte, im Jahr zuvor waren es nur 4584 gewesen. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die Zunahme mit den negativen Schlagzeilen zusammenhänge, die die Kirche im vergangenen Jahr in Deutschland gemacht habe, erklärte der Generalvikar des Bistums, Prälat Dietmar Giebelmann. «Wir müssen mit großem Bedauern feststellen, dass die Austrittszahlen im vergangenen Jahr höher waren als beim Bekanntwerden sexueller Missbrauchsfälle im Jahr 2010.» Damals waren es 6968 gewesen.

«Der negative Tebartz-Effekt im zweiten Halbjahr 2013 hat alle positiven Franziskus-Effekte und Bemühungen dialogbereiter Bischöfe zunichtegemacht», sagte Christian Weisner von der Laien-Initiative «Wir sind Kirche». Die Schlagzeilen um den früheren Limburger Bischof, den einige Bischöfe und Kardinäle bis zuletzt gedeckt und verteidigt hätten, habe sicher viele Kirchenmitglieder in ihrem Entschluss bekräftigt, nun aus der Kirchensteuergemeinschaft auszutreten.

Grundsätzlich werde die mit dem neuen Papst Franziskus verbundene positive Stimmung in der katholischen Kirche von den deutschen Bischöfen und auch vom neuen Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, viel zu wenig unterstützt, sagte Weisner. «Die Austritte sind die Abmahnung des Kirchenvolkes dafür.»

Zuletzt geändert am 18­.07.2014