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Veröffentlicht am 12­.10.2013

12.10.2013 - Der Standart

"Prass-Prediger" im Wendekreis des Adventkranzes

Am Dach des Bistums ist Feuer

Es kam, wie es kommen musste. Wenige Tage nachdem der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eingeräumt hatte, dass sein Bischofssitz nicht 5,5, sondern 31 Millionen Euro kosten wird, da veröffentlichte Bild die Kostenaufstellung für den Bau.

Seither fragen sich viele, welchen Teil von Matthäus, Kapitel 6, Vers 19, Tebartz-van Elst nicht so ganz verstanden hat: "Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören."

Denn man staunt über die Liste: Einbauschränke für 350.000 Euro, eine Badewanne für 15.000 Euro, ein "Mariengarten" für 783.000 Euro. Und vollkommen aberwitzig: Da der Bischof in der neuen Kapelle keinen stehenden, sondern einen hängenden Adventkranz will, musste die Decke noch einmal aufgesägt werden. Kostenpunkt: 100.000 Euro.

Aus einfachen Verhältnissen

Dabei stammt der 53-Jährige aus einfachen Verhältnissen. Er ist das Zweite von fünf Kindern und wird in der Nähe des Wallfahrtsorts Kevelaer (Nordrhein-Westfalen) geboren. Sein ungewöhnlicher Nachname leitet sich von "te barth" ("wo das Land niedrig ist") ab, "van Elst" ist ein Hinweis auf die Stadt Elst in den Niederlanden.

Nach dem Studium (Philosophie, Theologie) empfängt er 1985 die Priesterweihe. Im Jahr 2003 wird er zum Weihbischof von Münster ernannt, 2007 zum Bischof von Limburg.

Seither ist Feuer am Dach des Bistums. Es ist nicht nur die merkwürdige Definition von Bescheidenheit, die das Kirchenvolk immer mehr befremdet und Tebartz-van Elst im Netz die Bezeichnung "PrassPrediger" einbrachte.

Besonders Rom-treu

Der Bischof ist auch besonders Rom-treu. Zwar kündigt er bei seiner Berufung vor sechs Jahren einen "Brückenbau zwischen Bewährtem und Neuem, zwischen Umbruch und Aufbruch" an. Doch 2008 beruft er den Wetzlarer Bezirksdekan ab, weil dieser an einer Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares mitgewirkt hatte.

Den Islam sieht er - im Gegensatz zu Ex-Bundespräsident Christian Wulff - nicht als Teil Deutschlands an. Kirchgänger, Priester, die Bewegung "Wir sind Kirche" - sie alle haben Briefe an Tebartz-van Elst geschrieben und beklagen darin sein Prunkgehabe und seinen autoritären Führungsstil.

Vielleicht tun sie sich mit dem Bischof auch deshalb so schwer, weil dessen beliebter Vorgänger Franz Kamphaus 25 Jahre lang ganz anders agierte: Er ließ Flüchtlinge in seinem Privathaus wohnen und fuhr einen alten VW-Golf. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 12./13.10.2013)

http://derstandard.at/1381368368915/Prass-Prediger-im-Wendekreis-des-Adventkranzes

Zuletzt geändert am 12­.10.2013