| |
Veröffentlicht am 26­.09.2013

26.9.2013 - Fuldaer Zeitung

„Aufwind aus Rom muss endlich ankommen“

Reformgruppe „Wir sind Kirche“ übt Kritik

Die Theologische Fakultät, in der die Deutsche Bischofskonferenz derzeit tagt, und das Hotel am Dom in der Wiesenmühlenstraße trennen nur wenige Hundert Meter. Doch die Vorstellungen der katholischen Bischöfe und der Reformbewegung „Wir sind Kirche, die dort gestern eine Pressekonferenz abhielt, liegen meilenweit auseinander.

„Der Aufwind aus Rom, der seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus weht, muss endlich bei den deutschen Bischöfen ankommen.“ So fasst Christian Weisner vom Bundesteam von „Wir sind Kirche“ die Forderungen zusammen, die die Reformbewegung hat. Und die haben es teilweise in sich: ein gleichberechtigtes Weiheamt für Frauen, konkrete Konsequenzen des Gesprächsprozesses und eine tiefere Aufarbeitung des Missbrauchsskandals.

Elfriede Harth von „Wir sind Kirche“ im Bistum Limburg wählt starke Worte: Dass Frauen die Mitgestaltung am institutionellen Leben der Kirche versagt werde, sei „symbolische Gewalt“. Frauen würden in der katholischen Kirche diskriminiert. Die Männer in Amt und Würden drehten „theologische Pirouetten“, um zu rechtfertigen, warum Frauen Weiheämter verwehrt werden müssen. „Wenn sich die Kirche als Leib Christi versteht, dann ist der Leib halbseitig gelähmt“, formuliert sie plakativ.

Doch die Reformbewegung ist auch hoffnungsvoll, dass der neue Leitungsstil des neuen Papstes Veränderungen mit sich bringt. „Die Frage ist, wie die deutschen Bischöfe mitgehen“, sagt Weisner. Viele gute Ansätze etwa in der Frage des Pflichtzölibats oder in der Beteiligung von Laien seien vorhanden, „aber ein gemeinsamer Aufbruch fehlt“, kritisiert er. Vom Aufwind aus Rom sei noch viel zu wenig zu spüren. „Die deutschen Bischöfe sind in der Pflicht, nicht nur zu sagen, was nicht geht, sondern deutlich zu machen, was möglich ist“, findet Weisner.

„Forderungen überflüssig“

FULDA Als überflüssig hat der Pressesprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, die Äußerungen der Reforminitiative „Wir sind Kirche“ zurückgewiesen. Die Gruppe hatte unter anderem gefordert, die Bischöfe sollten sich intensiver mit dem Denken von Papst Franziskus befassen. Das täten die Bischöfe längst schon und bräuchten daher eine solche Aufforderung nicht, sagte Kopp gestern der „Katholischen Nachrichten-Agentur“. Den Vorwurf von „Wir sind Kirche“, die Bischöfe diskriminierten Frauen, bezeichnete Kopp als bar jeder Realität.

BRIEF AN DEN PAPST

Eine stärkere Teilhabe von Priestern, Ordensleuten und Laien an Entscheidungen in der katholischen Kirche fordern weltweit über 100 innerkirchliche Reformgruppen. In einem Schreiben, das gestern in Fulda von der Initiative „Wir sind Kirche“ vorgestellt wurde, wünschen sich die Unterzeichner mehr Dialog anstelle von autoritärer Herrschaftsausübung. Der Brief ist gerichtet an Papst Franziskus und die von ihm berufene und aus acht Kardinälen bestehende Kommission zur Reform der römischen Kurie. Die Kirche müsse sich noch mehr für soziale Gerechtigkeit sowohl in ihren Reihen als auch außerhalb einsetzen, heißt es in dem vom 20. September datierenden Schreiben. In ihrem Brief bitten die Absender, die laut Angaben von „Wir sind Kirche“ über vier Millionen Katholiken in aller Welt vertreten, den Papst um ein Gespräch über die künftige Leitungsform der römisch-katholischen Kirche.

Zuletzt geändert am 26­.09.2013