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Veröffentlicht am 06­.05.2013

6.5.2013 - Katholisch.de-Blog

Katholisches Jodeldiplom

Die katholische Kirche kann umwerfend komisch sein. Seit Benedikt XVI. nicht mehr Papst ist, sind einige Kirchenmänner dazu bereit, für Frauen ein eigenes Altaramt zu schaffen. Eine Art Diakonin soll das werden, ohne Weihe, aber mit Segnung. Kenner der Humorszene fühlen sich an einen Klassiker von Loriot erinnert. Der Sketch spielt in einer Volkshochschule der späten Siebziger, in der Klasse sitzen Ehefrauen, die mit dem Haushalt nicht mehr ausgelastet sind. Sie üben das Holera Didadeldo und feilen am Holeri Dudödeldi. "Da hat man was Eigenes", fasst Frau Hoppenstedt, eine der Schülerinnen, ihre Motivation zusammen.

Wir wissen nicht, welcher Konfession Familie Hoppenstedt angehörte. Die diskutierte Diakoninnensegnung jedenfalls hört sich nach einem katholischen Jodeldiplom an. Auch etwas Ökumenisches ließe sich daraus basteln, wenn Margot Käßmann die Erstsegnung der Erstabsolventinnen vornähme. Die richtig wichtigen Arien aber dürfen Frauen mit dem neuen Diplom immer noch nicht singen, an der Partitur schreiben sie auch nicht mit, aber sie steuern ein bisschen Dekoration bei. In der Kirche hallt es so schön, das tröstet die Jodlerin über manches hinweg.

Frauenverbände haben schon erklärt, dass Trostbedarf besteht. Man habe ein Menü bestellt und nicht mal die Kinderportion bekommen, mäkelt "Wir sind Kirche". Hubert Gindert von der etwas anders ausgerichteten Basisgruppe "Forum Deutscher Katholiken" hält dagegen die Forderung nach einem Mahl, das satt macht, für unbescheiden, erst recht in Franziskus' Kirche der Bescheidenheit. Alle Diskutanten werfen mit Bibelzitaten um sich wie Jodellehrer mit Holerös und Holeras. Die einen belegen damit, dass Jesus nur Männer berufen hat; die anderen sammeln Indizien dafür, dass Jesus in allem seiner Zeit weit voraus war und dass er, wenn er denn heute lebte, die Frauen nicht nur zum Spülen fürs Abendmahl herangezogen hätte.

Der Zitataustausch hat nicht mehr Relevanz als Frau Hoppenstedts Beschäftigungstherapie. Eine Lösung der Frauenfrage ist ebenso wenig absehbar wie eine Fusion von "Wir sind Kirche" und dem "Forum Deutscher Katholiken". Je mehr die Welt da draußen Frauenquoten einführt, desto verführerischer ist es, das Anderssein der katholischen Kirche mit der Frauenquote Null in Weiheämtern zu demonstrieren.

Wie beim Jodeln hilft es beim Diskutieren, ein paar Mal tief durchzuatmen. Ehrlicherweise müssten mehrheitlich maskuline Durchatmer dann zugeben, dass sie nicht so genau wissen, was Jesus nun wirklich gewollt hat. Auch die weiblichen Durchatmer müssen jetzt ganz tapfer sein. Sie müssen nämlich einsehen, dass Frauen heute gerne überschätzt werden: Frauen sind angeblich sozial intelligenter als Männer, sie organisieren ihre Arbeit effizienter und sehen auch beim Multitasking noch hübsch aus. Es gibt Studien, die die weibliche Überlegenheit beweisen. Doch diese Daten sind genauso konstruiert wie all die Bibelzitatsammlungen, die den Kirchenmännerwillen zum Gotteswillen umoperieren.

Nein, Frauen sind nicht die besseren Menschen, aber sie sind immerhin auch Menschen. Das Christentum schätzt nicht nur die Tradition, sondern auch den Neuanfang. Den braucht die verkorkste Frauenweihe-Diskussion ebenso wie die Jodel-Stadl-Musi-Szene. Man könnte bei diesem Neubeginn auf den Gedanken kommen, dass Menschsein fürs Priestersein qualifiziert. Obwohl: Gibt es nicht bei Loriot diesen sprechenden Hund? Womöglich bekommen in dieser komischen katholischen Kirche Bernhardiner eher die Priesterweihe als Frauen.

Zuletzt geändert am 07­.05.2013