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Veröffentlicht am 20­.03.2013

20.3.2013 - Nessische / Niedersächsische Allgemeine

Hoffnung auf Dialog

Drei Fragen

Der neue Papst weckt viele Hoffnungen bei den Gläubigen. Wir sprachen mit Christian Weisner von „Wir sind Kirche“. Herr Weisner, wie ist Ihr erster Eindruck von Franziskus?

CHRISTIAN WEISNER: Der Papst war gestern bei seiner Amtseinführung nicht ganz so spontan wie an den Tagen zuvor. Aber es war alles deutlich schlichter als bei Benedikt vor acht Jahren. Er trägt keine roten Schuhe, der Fischerring ist nicht aus Gold, sondern nur vergoldet und Franziskus fuhr ganz unängstlich im offenen Wagen über den Petersplatz.

Spiegelte sich das auch in seiner ersten Predigt wider?

WEISNER: Er war auch viel konkreter als Benedikt. Er sieht sich als Hüter der Menschen und der Umwelt, er hat die Zärtlichkeit Gottes mehrfach betont und seine päpstliche Macht als Dienst für die Ärmsten und Schwächsten definiert. Vor Jahren sagte er einmal, er sehe die Menschen wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollten. Man hatte gestern den Eindruck, er beschwört eher die Hände als den Kopf Gottes.

Glauben Sie, dass er Reformen im Sinne der Kichenvolksbewegung anstößt? Also etwa die Frauenordination und den Verzicht auf das Pflichtzölibat?

WEISNER: Die dringendste Veränderung ist die Neuordnung der römischen Kurie, das hat schon der Rücktritt von Benedikt deutlich gemacht. Wenn es in einem zweiten Schritt zu einem stärkeren Dialog mit den Ortskirchen, zu mehr Transparenz und Kollegialität kommt, dann wird er sich auch mit diesen Fragen auseinandersetzen müssen. Zum Dialog gehört aber auch, dass die Kardinäle und Bischöfe unsere Anliegen mutiger in Rom vortragen, hinter Benedikt konnten sie sich gut verstecken. Wenn der neue Papst zuhören kann, wird es hoffentlich zu Veränderungen kommen. (wet)

Zuletzt geändert am 22­.03.2013