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Veröffentlicht am 14­.05.2012

12.5.2012 - welt-online

Katholische Kirche will "Einen neuen Aufbruch wagen"

Zehntausende Gläubige werden zum Katholikentag von Mittwoch bis Sonntag in Mannheim erwartet Katholische Kirche will "Einen neuen Aufbruch wagen"

Mannheim/Ludwigshafen (dapd-rps). "Einen neuen Aufbruch wagen" - das Motto des diesjährigen Katholikentags in Mannheim ist in Zeiten der Eurokrise, des Klimawandels, der sozialen und gesellschaftlichen Umbrüche und der internationalen Konflikte gut gewählt. Auch die katholische Kirche selbst steckt in einer Krise, wie der anhaltende Mitgliederschwund und die heftigen Debatten über sexuellen Missbrauch durch Geistliche belegen. Ein neuer Aufbruch würde ihr sicherlich gut tun.

Von Mittwoch bis Sonntag werden viele aktuelle gesellschaftliche und innerkirchliche Fragen auf dem Katholikentag in Mannheim diskutiert. Rund 60.000 Gläubige werden zum größten Laientreffen der Katholiken in Deutschland erwartet, die Hälfte von ihnen sind Dauerteilnehmer. Die Hotels in der Region sind seit Wochen ausgebucht. Eröffnet wird die Veranstaltung am Mittwochnachmittag mit einem Gottesdienst auf dem Marktplatz, bei dem der Apostolische Nuntius in Deutschland, Jean-Claude Pérrisset, eine Botschaft von Papst Benedikt überbringt.

Merkel spricht über Chancen des demografischen Wandels An den Katholikentagsdebatten über die Zukunft der Gesellschaft und der Kirche werden sich zahlreiche Bundespolitiker beteiligen. So diskutiert Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag mit dem Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, Norbert F. Schneider, über die Chancen des demografischen Wandels. Merkel bringt einige Kabinettsmitglieder mit nach Mannheim, etwa Innenminister Hans-Peter Friedrich, Finanzminister Wolfgang Schäuble und Bildungsministerin Annette Schavan. Auch Bundespräsident Joachim Gauck wird kommen, allerdings nur als Ehrengast und nicht als Redner.

Natürlich haben sich auch mehrere Landespolitiker aus dem Südwesten angesagt, darunter die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, Winfried Kretschmann, Kurt Beck und Annegret Kramp-Karrenbauer. Und schließlich kommen Spitzenpolitiker der größten Parteien nach Mannheim, etwa der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, Grünen-Chef Cem Özdemir und Linken-Vize Sahra Wagenknecht.

Bei vielen Veranstaltungen sollen Punkte angesprochen werden, über die in der katholischen Kirche derzeit kontrovers diskutiert wird. Um Kirchenaustritte etwa geht es bei einer Diskussionsrunde mit dem Berliner Kardinal Woelki und Klaus Mertes, der den systematischen Missbrauch von Schülern am Berliner Canisius-Kolleg öffentlich gemacht hatte. Zudem stellt sich der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, den Fragen von Missbrauchsopfern.

Reformgruppen organisieren Gegenveranstaltungen

Der Katholikentag 2012 solle innerkirchlich Impulse, Orientierung und Kraft geben und auf diese Weise Mut machen, "für einen neuen Aufbruch in der Kirche und auch in unserer Gesellschaft", erklärte der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch als Gastgeber des 98. Katholikentags. Allerdings sind kritische Gruppierungen wie die Bewegung "Wir sind Kirche" skeptisch, ob die Veranstaltung dies auch wirklich leisten kann - und haben ein Alternativprogramm organisiert.

Dabei sollen brisante Themen diskutiert werden, die nach Auffassung der Reformgruppen beim offiziellen Katholikentag an den Rand gedrängt oder ausgespart werden. Sie kritisieren, dass über strittige Fragen wie den Zölibat, die Rolle der Frauen in der Kirche oder den Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten nur unzureichend debattiert wird. Der Katholikentag solle einen Ort bekommen, "an denen auch kontroverse Themen ohne Zensur von oben offen diskutiert werden und an denen auch von der Amtskirche gemaßregelte Personen frei sprechen dürfen", erklärten die Veranstalter im Vorfeld.


Für viele Teilnehmer ist der Katholikentag allerdings nicht so sehr politische Großveranstaltung, sondern vielmehr ein willkommener Anlass, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und gemeinsam zu feiern. Gelegenheiten dafür gibt es reichlich beim Katholikentag. So werden am Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils abends im Unteren Luisenpark drei Großkonzerte veranstaltet. Mit dabei sind unter anderem die Rock-Pop-Band Luxuslärm, die Schweizer Soulsängerin Stefanie Heinzmann, die R&B-Sängerin Cassandra Steen und die Vokalpopgruppe Wise Guys. Der Eintritt ist frei.

dapd

http://www.welt.de/newsticker/news3/article106297238/Katholische-Kirche-will-Einen-neuen-Aufbruch-wagen.html

Zuletzt geändert am 15­.05.2012