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Veröffentlicht am 28­.02.2012

28.2.2012 - KNA

Jugendverband lobt Marx für selbstkritische Töne

München (KNA) Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) München-Freising hat die Kommentierungen des Münchner Kardinals Reinhard Marx zu den Vorschlägen des Zukunftsforums gelobt. Seine selbstkritischen Töne zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, der Sexualmoral und Homosexuellen eröffneten neue Räume für einen notwendigen Dialog, sagte BDKJ-Diözesanvorsitzender Alois Obermaier. «Wir nehmen den Erzbischof beim Wort, auch in Zukunft Gesprächen zu den 'heißen Eisen' nicht auszuweichen.»

Der diözesane BDKJ begrüßte zugleich die Ankündigung von Marx, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern voranzutreiben. «Gleichzeitig bedauern wir aber sehr, dass der Diskussion über den Diakonat der Frau eine klare Absage erteilt wurde.» Auch sei es wünschenswert, dass die Kirche mehr Verständnis für homosexuelle Menschen entwickle, die in einer verantwortungsvollen Beziehung leben.

Die Initiative «Wir sind Kirche» kritisierte dagegen die am Wochenende veröffentlichten Ausführungen des Münchner Erzbischofs als «sehr vage und unverbindlich». Bei den sogenannten heißen Eisen bestehe Marx auf der klaren Linie der Kirche. Er zeige wenig oder keine Bereitschaft, «diese Dinge wenigstens in der Bischofskonferenz, beim bundesweiten bischöflichen Gesprächsprozess und vor allem in Rom deutlich und wiederholt zur Sprache zu bringen».

Marx verschärfe mit seinen Kommentierungen die ablehnende Haltung der Kirche zu homosexuellen Paaren, so ein weiterer Vorwurf von «Wir sind Kirche». Zum Diakonat der Frau sei die theologische Argumentation nicht stichhaltig. Die Mehrheit der katholischen Theologen sei sich einig, dass das Diakonat ein eigenständiges sakramentales Amt sei, das auch für Frauen geöffnet werden könne.

Marx hatte am Wochenende seine Kommentierungen zu den 61 Vorschlägen des Zukunftsrates veröffentlicht. Dabei kündigte er unter anderem an, dass nun verstärkt der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen in der Kirche thematisiert werden solle. Die Kirche müsse sich fragen, wie sie mit Scheitern umgehen wolle. Auch bei homosexuellen Menschen habe sie nicht immer den richtigen Ton getroffen. Zudem müsse verstärkt die Lebensform der Priester in den Blick genommen werden.

Die Empfehlungen stammen aus dem 2008 gestarteten Projekt «Dem Glauben Zukunft geben» für eine geistliche Neuorientierung und Neustrukturierung. Delegierte aus dem ganzen Erzbistum hatten in Arbeitsgruppen Vorschläge zu einer zukunftsfähigen Pastoral erarbeitet. In die Beratungen flossen mehr als 2.700 Rückmeldungen aus Pfarreien, Verbänden, Orden, Einrichtungen und kirchlichen Berufsgruppen ein.

vwa/chw/

Zuletzt geändert am 29­.02.2012