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Veröffentlicht am 25­.03.2011

25.3.2011 - hr-online.de

"Zu wenig Geld für Missbrauchsopfer"

Kritik an dem Entschädigungsangebot für Missbrauchsopfer äußerte auch der Sprecher der Organisation "Wir sind Kirche", Christian Weisner. Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat die von der Katholischen Kirche vorgesehene Entschädigung für Opfer sexuellen Missbrauchs scharf kritisiert. Der Betrag sei lächerlich, hieß es zum Auftakt der Bundesversammlung in Fulda.

"Der Betrag von bis zu 5.000 Euro pro Opfer ist schlicht und ergreifend lächerlich", sagte Sigrid Grabmeier vom Bundesteam zum Auftakt der 29. Bundesversammlung der Laienorganisation am Freitag. Wenn mitunter ein Leben zerstört werde, dann müsse vielmehr über eine Rente nachgedacht werden.

Sie kritisierte, dass in Deutschland viel weniger Geld in Aussicht gestellt werde als in Österreich. Dort würden jedem Opfer 25.000 Euro angeboten. Die Antragstellung berge auch die Gefahr, dass Opfer Traumata erleiden könnten. "Es werden minuziös Details abgefragt wie bei einer Schadensmeldung für einen Haftpflichtversicherer", sagte Bundesteammitglied Christian Weisner.

Laienbewegung kritisiert Dialog mit Tabuthemen

Weiter kritisierte die Laienbewegung "Wir sind Kirche", dass die Dialoginitiative der deutschen katholischen Bischöfe stagniere. Die Initiative solle verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und dazu beitragen, mit dem Kirchenvolk im Gespräch zu bleiben. Es sei aber kein echter Dialog, weil Themen ausgespart würden, monierte Grabmeier. "Wir wollen nicht die alten Antworten hören: Zölibat muss bleiben, Frauen dürfen nichts und Homosexualität bleibt tabu", sagte er.

Die bis Sonntag dauernde Bundesversammlung der "KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche" befasst sich mit dem Thema "Menschenrechte in der Kirche". Dazu werden der Staats- und Europarechtler Heribert Franz Köck von der Universität Linz und der Theologe Gotthold Hasenhüttl mit Gästen und den 70 Delegierten diskutieren. Ihre Hauptreferate sind für Samstagvormittag geplant. Der Samstagnachmittag dient dem Austausch über die derzeitige Arbeit der Kirchenvolksbewegung. Am Sonntag will die Laienorganisation das Projekt "Vison 2020" vorstellen.

Aus Kirchenvolksbegehren hervorgegangen

Die KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" ist aus dem Kirchenvolksbegehren hervorgegangen, das im Jahr 1995 allein in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen unterschrieben. Dessen fünf Forderungen zielen auf mehr Mitbestimmung in der Kirche, die Gleichberechtigung der Frau, die Freistellung des Zölibats, eine positive Bewertung der Sexualität sowie die Verkündigung als Frohbotschaft und nicht als Drohbotschaft. "Wir sind Kirche" ist weltweit vernetzt.

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Zuletzt geändert am 25­.03.2011