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Veröffentlicht am 21­.10.2010

21.10.2010 - Donaukurier

Neuer Steuermann für die gebeutelte Diözese

Augsburg (DK) Auf den morgigen Samstag haben 1,5 Millionen Katholiken lange gewartet: Die Diözese Augsburg bekommt einen neuen Bischof. Für viele Gläubige ist Konrad Zdarsa aber nicht nur der Nachfolger des gestürzten Walter Mixa, sie verbinden mit dem 66-Jährigen die Hoffnung auf einen Neubeginn.

Augsburg (DK) Auf den morgigen Samstag haben 1,5 Millionen Katholiken lange gewartet: Die Diözese Augsburg bekommt einen neuen Bischof. Für viele Gläubige ist Konrad Zdarsa aber nicht nur der Nachfolger des gestürzten Walter Mixa, sie verbinden mit dem 66-Jährigen die Hoffnung auf einen Neubeginn.

Die Aufgabe, die Zdarsa erwartet, wird von Kirchenkennern als nahezu unlösbar eingeschätzt: Die Diözese Augsburg ist tief gespalten. Schon vor dem Amtsantritt Mixas war die Arbeit im Domkapitel geprägt von Machtkämpfen. Dabei verläuft die Frontlinie allerdings nicht wie ansonsten üblich zwischen Liberalen und Konservativen sondern zwischen zwei großen Machtblöcken, die weniger für Lehrmeinungen, sondern mehr für knallharte Interessenpolitik stehen.

"Wo die Gräben verlaufen, weiß keiner so genau", sagt der Augsburger Klinikpfarrer Michael Mayr, der sich zuletzt als Kritiker Mixas einen Namen machte. Das sei einer der Gründe, warum es für Zdarsa so schwierig werde, prophezeit ein Mitglied des Priesterrates.

Allerdings ist die Auseinandersetzung mit den Wünschen und Erwartungen des Klerus nur die eine Hälfte der Aufgaben, die Zdarsa in Augsburg erwartet. Nicht minder schwierig dürfte es für den 66-Jährigen, der bislang das kleinste deutsche Bistum geleitet hat, nach Einschätzung von Beobachtern werden, die Gläubigen zu beruhigen: Die sind vor allem wegen des fragwürdigen Umgangs von Mixa mit den Prügelvorwürfen aus seiner Zeit als Schrobenhausener Stadtpfarrer verunsichert. Zwar hat sich die Lage etwas beruhigt, nachdem Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch Mixas angenommen hat, dennoch "warten die Menschen auf einen Bischof, der nicht so sehr auf Schlagzeilen zielt, sondern ein Vorbild im Glauben ist", sagt ein Pfarrer aus dem Schrobenhausener Land.

Der Geistliche spielt damit auf Mixa an, der es mit umstrittenen Äußerungen wie dem Vergleich zwischen Holocaust und Abtreibung immer wieder auf die Titelseiten der großen Magazine geschafft hat, aber die einfachen Gläubigen längst aus dem Blick verloren hatte.

Insofern dürfte Zdarsa die Erwartungen erfüllen: In seiner bisherigen Diözese galt er als eher zurückhaltend und auf Glaubensfragen konzentriert – und als sehr konservativ. Deshalb ist es umso überraschender, das sich die kirchenkritische Laienbewegung "Wir sind Kirche" im Bistum Augsburg verhalten optimistisch zeigt. Sprecher Christian Weisner hofft, dass der neue Steuermann die Diözese wieder in ein ruhigeres Fahrwasser bringt. Die "Wir sind Kirche"-Gruppe im sächsischen Görlitz ist da weniger überzeugt. Es gebe viel zu kritisieren an Zdarsa, heißt es dort, allerdings wolle man dem 66-Jährigen den Neuanfang in Augsburg nicht schwer machen: "Die Gläubigen in Zdarsas neuer Diözese sollen sich ihr eigenes Bild machen", sagte einer der Sprecher dem DONAUKURIER.

Walter Mixa wird im Übrigen an der Amtseinführung seines Nachfolgers nicht teilnehmen. Es sei ihm "nahegelegt" worden, Augsburg an diesem Tag zu meiden, heißt es in den Führungskreisen der Diözese. Der unrühmliche Abgang des alten Bischofs spiegelt sich auch in der Zeremonie morgen wieder: Normalerweise überreicht der alte Bischof seinem Nachfolger den Bischofsstab, der eine Anlehnung an den Hirtenstab ist. Im Falle Mixas wird diese Aufgabe der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, übernehmen – als Zeichen dafür, dass der Papst den Rücktritt Mixas akzeptiert hat.

Dass er sich in Augsburg durchsetzen will, hat Zdarsa schon demonstriert: Unmittelbar nach seiner Ernennung hat er angekündigt, einen Mann seines Vertrauens an die Spitze der Öffentlichkeitsarbeit zu stellen: Sein bisheriger Sprecher in der Diözese Görlitz wird diese Aufgabe auch in Augsburg bekleiden. Mixa war im Übrigen über seinen damaligen Sprecher gestürzt: Der hatte Mixa empfohlen, den früheren Schrobenhausener Heimkindern, die ihm vorwarfen, sie verprügelt zu haben, nicht im Geiste der Versöhnung zu begegnen, sondern ihnen eine Klage anzudrohen.

Von Christian Fahn

http://www.donaukurier.de/nachrichten/bayern/Neuer-Steuermann-fuer-die-gebeutelte-Dioezese;art155371,2337678

Zuletzt geändert am 23­.10.2010