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Veröffentlicht am 30­.05.2006

30.05.2006 - Konfessionskundliches Institut

96. Deutscher Katholikentag in Saarbrücken

Hatte "Spiegel Online" am Ende doch Recht? SPON mutmaßte schon vor Beginn des 96. Deutschen Katholikentages, das Wetter würde die entscheidende Rolle spielen - und tatsächlich präsentierte sich das Christentreffen in Saarbrücken unter dem konstanten Schleier dauerhaften Nieselregens. Lediglich 26.000 Dauerteilnehmende verloren sich zeitweilig in der Landeshauptstadt an der deutsch-französischen Grenze. Die angestrebte Europäisierung sollte sich weder in Zahlen noch in den Themen so recht niederschlagen. Dennoch: Der Katholikentag ist nach wie vor ein starkes Stück gesellschaftlichen kirchlichen Auftretens - verbunden mit dem zeitgleichen Besuch des Papstes in Polen bescherte er der römisch-katholischen Kirche Einschaltquoten wie seit dem April / Mai 2005 nicht mehr.

In seiner Grußbotschaft an den Katholikentag konnte sich Benedikt XVI. allerdings einen römischen Seitenhieb nicht verkneifen - er sprach mit eben jenen Worten davon, man müsse "alles vermeiden, was die Klarheit des christlichen Zeugnisses verdunkelt", die dem vatikanischen Reden von der deutschen Duldung der Schwangerschaftskonfliktberatung des katholischen Vereins Donum Vitae e.V. eigen ist. Auch wenn der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, einen direkten Zusammenhang bestritt, gestand er vor der Presse zu, diese Worte enthielten "das Moment einer gewissen Mahnung".

In einer Veranstaltung über die Leitungsfunktionen der Kirche ("Stärke deine Brüder und Schwestern! Das kirchliche Leitungsamt in Bibel und Gegenwart") erinnerte der Ratsvorsitzende der EKD (peinlicherweise von den Veranstaltern vorgestellt als "Bischof der Evangelischen Kirche in Deutschland".) an den umfassenden Charakter des evangelischen Kollegialprinzips: "Im Protestantismus ist Kollegialität nicht nur Organ der Beratung, sondern auch der Entscheidung." In der virulenten Frage der Apostolischen Sukzession er sich mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann, soweit näher, als dass beide eine quasi magische Funktion der Handauflegung bei der Einführung von Bischöfen weit von sich wiesen. Lehmann betonte, auch in seinem "Weihestammbaum", der bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, bestünden einige Lücken- "und dennoch fühle ich mich voll in der Sukzession stehend". Huber wies dagegen auf den starken symbolhaften Charakter der Handauflegung hin, die im evangelischen Bereich eben nicht Weiheämtern vorbehalten ist, sondern Menschen an den Wendepunkten ihres Leben zeige, wie Gott ihnen Segen zuspricht: "Die Handauflegung ist ein Zeichen des Segens Gottes, es fließt aber keine Kraft vom Amtsträger her."

In den Medien erhielt letztlich besonders eine Veranstaltung großes Echo, die gar nicht im Programmheft stand - der suspendierte Priester Gotthold Hasenhüttl debattierte über eucharistische Gastfreundschaft - ohne neue Ergebnisse, aber mit mehr Aufmerksamkeit als viele der offiziellen Veranstaltungen. Der gastgebende Bischof des Katholikentages, Reinhard Marx (Trier), der Hasenhüttl nach einer verbotenen Abendmahlsfeier beim Ökumenischen Kirchentag 2003 suspendiert hatte, kritisierte den Dissidenten erwartungsgemäß: Er habe das Recht, seine Meinung zu äußern, man könne ihm aber nicht erlauben, im Namen der Kirche zu sprechen. Verglichen mit den zeitweiligen Gewittern rund um den Ulmer Katholikentag von 2004 verlief Saarbrücken aber eher beschaulich - eben im Nieselregen.

Zuletzt geändert am 30­.05.2006