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Veröffentlicht am 29­.05.2006

29.05.2006 - epd

Huber und Lehmann erwarten «Ökumene der Profile»

Unterschiede sollen Kirchen nicht trennen (Zusammenfassung)

Düsseldorf (epd). Die beiden großen Kirchen in Deutschland werden sich nach Einschätzung ihrer Spitzenvertreter auf absehbare Zeit in den wichtigsten Streitfragen kaum näher kommen können. Sie müssten sich «auf eine Zeit der Ökumene der Profile einstellen», sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, am Montag auf einem Ökumene-Symposion in Düsseldorf. Er mahnte ebenso wie der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, die Differenzen zu akzeptieren, Gemeinsamkeiten auszubauen und sich nicht auf Kosten des jeweils anderen zu profilieren.

Der Verlust an gesellschaftlicher Relevanz und finanzielle Einbrüche führten unvermeidlich dazu, das je eigene Profil stärker zu betonen, sagte Huber. Protestanten und Katholiken stünden dabei vor annähernd gleichen gesellschaftlichen Herausforderungen. Das Ziel müssten gemeinsames Zeugnis und ökumenisches Zusammenwirken sein. Die beiden Kirchen dürften sich Unterschiede nicht gegenseitig vorwerfen oder der Versuchung erliegen, «durch Abgrenzung und Negation des anderen das eigene Profil zu stärken». Es gebe noch immer mehr Verbindendes als Trennendes zwischen beiden Kirchen.

Der Berliner Bischof bekräftigte aber entschieden seine Forderung an die römisch-katholische Kirche, die Protestanten als Kirche und nicht nur als «kirchliche Gemeinschaft» anzuerkennen. Dieser Sprachgebrauch drücke ein Defizit aus und lasse den nötigen Respekt für das Kirchesein des ökumenischen Partners vermissen. Einen Weg zur Einheit könne es nur geben, «wenn wir uns in unserer Verschiedenheit wechselseitig als Kirchen achten», betonte Huber auf dem Fach-Symposion der rheinischen Kirche.

Lehmann warb dafür, «das Positive deutlicher herauszuarbeiten, das im Begriff kirchliche Gemeinschaft steckt». Er räumte ein, dass es im evangelisch-katholischen Verhältnis seit Jahren einen «Wandel der Grundstimmung» gebe, beide Seiten fielen manchmal hinter das Erreichte zurück. Die Suche nach einem «differenzierten Konsens» dürfe dennoch nicht aufgegeben werden. «Ökumene braucht den langen Atem», betonte der Kardinal und warnte vor einer ökumenischen «Missstimmung».

Lehmann wandte sich auch gegen überzogene Erwartungen. «Man fordert immer stärker eine wechselseitige Anerkennung, die eine sofortige Beendigung aller Trennungen verlangt», beklagte er. Es gehe aber um einen Prozess gemeinsamen Wachsens, in dem beide Seiten lernen müssten. Dabei müssten nur solche Differenzen überwunden werden, die kirchliche Gemeinschaft verhinderten. Als Beispiele nannten Huber und Lehmann das unterschiedliche Amtsverständnis, die Abendmahlsfrage und die Sexualethik. Das Symposion zum Thema «Was bedeutet 'Ökumene der Profile?'» fand auf Einladung der Evangelischen Kirche im Rheinland statt, die Gastgeberin des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages vom 6. bis 10. Juni 2007 in Köln sein wird.

Zuletzt geändert am 30­.05.2006