| |
Veröffentlicht am 23­.06.2010

Tagesspiegel

Bischof Mixa, der Reumütige

Walter Mixa hat sich endgültig mit dem Verlust des Augsburger Bischofsamtes abgefunden und wird seine Wohnung im Bischofshaus verlassen.

Der Spuk ist erst einmal vorbei. Der zurückgetretene Augsburger Bischof Walter Mixa hat seinen endgültigen Rückzug aus dem Bistum erklärt.

Am Dienstagabend hatten sich Vertreter der Augsburger Bistumsleitung mit Mixa und seinem Anwalt getroffen, am Mittwoch veröffentlichten beide Seiten eine gemeinsame Stellungnahme. Der zurückgetretene Bischof will demnach das Bischofspalais verlassen, in das er vor zehn Tagen überraschend wieder eingezogen war, das Bistum sucht für ihn eine vorübergehende Wohnung. Auch versprach Mixa, bei seinem Besuch beim Papst am 2. Juli seinen Rücktritt nicht infrage zu stellen. Er nahm außerdem seine Anschuldigungen gegenüber seinen Bischofskollegen Marx und Zollitsch zurück und gab an, dass er „für den Druck, den er bei Unterzeichnung seines Rücktritts empfunden hat, niemand verantwortlich und niemandem Vorwürfe macht“.

Bemerkenswert ist der persönliche Brief aus der Feder des Bischofs, den das Bistum Augsburg am Mittwochmittag im Internet veröffentlichte. Darin bittet Mixa die Gläubigen dreimal um Versöhnung und Verzeihung „für alles, was ich nicht recht gemacht habe“. Er habe sich immer bemüht, den richtigen Weg einzuschlagen, schreibt der 69-Jährige. „Ich will keineswegs verschweigen, dass mir nicht immer alle diese Vorsätze in der rechten Weise gelungen sind. Ich habe sicher auch viele Fehler gemacht, obwohl ich niemanden in irgendeiner Weise verletzen oder beschädigen wollte. Er wolle nichts beschönigen, er sei „in vieler Hinsicht schuldig geworden“ und bitte um Entschuldigung und um Verzeihung „bei all den Menschen, die ich nicht in der rechten Weise behandelt habe, deren Erwartungen ich nicht erfüllt habe und die ich enttäuscht habe.“

Was die konkreten Vorwürfe gegen ihn angeht, windet sich Mixa allerdings nach wie vor um ein Schuldeingeständnis herum. Über die Schläge, die er ehemaligen Heimkindern verabreicht hat, heißt es: „Wie allgemein bekannt, bin ich durch die widrigen Umstände, die sich wegen der Misshandlungen in verschiedenen Internaten und Häusern ergeben haben, auch ins Gespräch gekommen.“ Als Stadtpfarrer von Schrobenhausen habe er eine Mitverantwortung für das Kinder- und Jugendheim gehabt. Den Medien wirft er „tendenziöse“ Berichterstattung vor.

Mixa macht deutlich, dass er auch künftig, Gottesdienste abhalten, Sakramente spenden und Firmungen vornehmen wolle. Der Papst habe ihm das auch schriftlich zugesichert. Mixas „ganz großer Wunsch“ sei es nun aber, dass in der Diözese „Streitereien und gegenseitige schwerwiegende Vorwürfe abgebaut werden und dass wir alle zu einem Einverständnis und zum Frieden in der Gemeinschaft der Kirche finden“. Dazu will er mit seinem Brief beitragen.

„Die Erklärung ist ein riesiger Schritt“, sagte Helmut Mangold, der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrates. „Jetzt ist Versöhnung angesagt.“ Ein bisschen misstrauisch sei er allerdings doch, ob sich Mixa nun daran halte – so sehr weiche Mixas aktueller Brief von seinen Äußerungen der vergangenen Woche ab. Man habe den Eindruck, als sei Mixa ein anderer. Mangold hofft, dass sich jetzt Gegner und Freunde des Bischofs die Hand zur Versöhnung reichen. Um die Gräben zuzuschütten, wollen der Diözesanadministrator, Weihbischof Josef Grünwald, und der Generalvikar des Bistum in allen Regionen des Bistums Gespräche mit Katholiken führen, die dieser und jener Seite angehören.

Mixa verdiene Respekt wegen seiner Erklärung, sagte Christian Weisner von der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“. Doch seien damit längst nicht alle Probleme gelöst. Weder für die Diözese, da gebe es wohl noch lange keinen Frieden. Aber auch für die Kirche insgesamt bleibe die Strukturfrage offen, wie Walter Mixa überhaupt in ein so hohes Amt kommen konnte, da es doch offenbar schon vor seiner Ernennung zum Bischof Gerüchte über sein Alkoholproblem gegeben habe.

Zuletzt geändert am 24­.06.2010