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Veröffentlicht am 19­.04.2010

19.4.2010 - tz München

Dieser Papst ist ein Fehlgriff

Das Fazit der Kirchen-Kritikerin

Als Joseph Ratzinger vor fünf Jahren zum Papst gewählt worden ist, war ich skeptisch, dass ausgerechnet der „Chefinquisitor“ nun das Oberhaupt aller Katholiken wird. Aber nach seinem ersten Auftritt hatte ich durchaus Hoffnung, dass es nicht so schlimm kommen würde wie befürchtet. Doch dann kam fünf Jahre lang eine Enttäuschung nach der anderen …

Ich war beim Weltjugendtag dabei, als die Menschen „Benedetto, Benedetto“ skandierten. Dieser Papst- Hype war mir suspekt – ich bin dann auch nicht zur Papst-Messe gegangen, weil ich dachte: „Mein Gott, den Segen erteilt der Pfarrer auch, der wird durch den Papst nicht besser.“

Der Auslöser, mich bei Wir sind Kirche zu engagieren war dann der Umgang des Papstes mit einem Skandal in Südamerika: Da wurde ein neunjähriges Mädchen nach einem Missbrauch durch ihren Vater schwanger. Obwohl die Ärzte sagten, sie würde die Geburt nicht überleben, wurden nach der Abtreibung die Mutter des Kindes und das gesamte Ärzteteam exkommuniziert – das kann doch nicht sein!

Auch der Umgang der Kirche mit den Missbrauchsskandalen hat mich komplett enttäuscht. Natürlich kommt Missbrauch auch an anderen Stellen vor, aber von der Kirche hätte ich einfach erwartet, dass sie bei der Aufklärung als leuchtendes Beispiel vorangeht. Doch die Kirche macht die Augen zu, vertuscht vieles und beschimpft die Kritiker. Der Hirtenbrief an die irischen Katholiken hätte zumindest auf alle Betroffenen ausgeweitet werden müssen.

Dieser Papst ist für mich ein Fehler- Papst, ein absoluter Fehlgriff. Nicht nur ich, viele Katholiken sind von diesem Papst enttäuscht.

Sophie Pfriem (25) ist Studentin und Mitglied bei der kritischen Laienorganisation „Wir sind Kirche“. Auf den Internetportalen StudiVZ und MeinVZ betreut sie die „Wir sind Kirche“-Gruppe „katholisch mal anders“

Zuletzt geändert am 21­.04.2010