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Veröffentlicht am 24­.05.2006

23.5.2006 - epd

Hasenhüttl kritisiert "Bischofsherrschaft" in katholischer Kirche

Saarbrücken (epd). Der katholische Ökumene-Verfechter Gotthold Hasenhüttl hat am Rande des Deutschen Katholikentages in Saarbrücken undemokratische Strukturen in der katholischen Kirche scharf kritisiert. "Es gibt keine Gerechtigkeit in der Kirche", sagte der 72-jährige Theologe am Mittwoch in Saarbrücken auf Einladung kirchlicher Basisgruppen und der Zeitschrift "Publik-Forum". Hasenhüttl sprach von einer "absoluten Willkür einer Bischofsherrschaft". Jeder Bischof könne in seiner Diözese wie ein absoluter Monarch oder Diktator agieren. Dem Theologieprofessor war wegen eines Abendmahles mit Protestanten im nicht-offiziellen Teil des Ökumenischen Kirchentages in Berlin erst die Priesterwürde und danach die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen worden.

Der Kirchenkritiker plädierte für eine Beteiligung von Laien an den Bischofswahlen, sowie für eine Begrenzung deren Amtszeit. "Mit Basisbeteiligung sähe die deutsche Bischofslandschaft sehr viel anders aus", betonte Hasenhüttl. Der Theologe beklagte auch Rückschritte in der Ökumene. Gemeinsame Gottesdienste, die bisher möglich waren, würden von den Bischöfen verboten, sagte er. In der katholischen Kirche seien die Mauern gegenüber anderen Konfessionen sichtbar geworden. Er selbst habe mit dem gemeinsamen Abendmahl mit Protestanten keine Provokation im Sinn gehabt. "Es sollte ein Zeichen der Versöhnung sein", sagte er.

Auf dem Deutschen Katholikentag, der bis Sonntag in Saarbrücken unter dem Motto "Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht" stattfindet, darf Hasenhüttl nicht sprechen. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, sagte am Mittwoch vor Journalisten, die Großveranstaltung spiegele zwar die Vielfalt und Kontroversen katholischen Lebens wider, doch gebe es Grenzen. Diese Grenzen habe der suspendierte Priester durch die Eucharistiefeier mit Protestanten am Rande des Ökumenischen Kirchentages seine Aktion und anschließende Interviews mehrfach überschritten. Der Trierer Bischof Reinhard Marx sprach dem emeritierten Theologieprofessor erneut die Berechtigung ab, im Namen der Kirche zu sprechen. Er bezweifele, dass Hasenhüttl dies im Einklang mit den Wünschen eines Bischofs tun würde, sagte er.

Zuletzt geändert am 24­.05.2006