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Veröffentlicht am 09­.03.2010

9.3.2010 - Kurier

„Der Papst soll sagen, ob ihm Fälle untergekommen sind“

Deutschland – „Ein ausgeklügeltes System sadistischer Strafen, verbunden mit sexueller Lust“, so beschrieb der Regisseur und Komponist Franz Wittenbrink seine Schulzeit im Gymnasium und Internat der Regensburger Domspatzen. Wittenbrinkwar bis 1967 in dem Internat. Die Missbrauchsvorwürfe beziehen sich auf den ehemaligen Internatsleiter.

Zur fraglichen Zeit war Georg Ratzinger musikalischer Leiter der Domspatzen. Er habe von denMissbrauchsfällen nichts bemerkt, sagte der Bruder des Papstes. Die Laienorganisation „Wir sind Kirche“ schenkt den Aussagen des Papst-Bruders wenig Glauben. „Es ist schwer nachvollziehbar, dass er nichts gemerkt haben soll“, sagte der Sprecher der Organisation, ChristianWeisner, auf KURIER-Anfrage.

Der Fall in Regensburg ist für die Kirchenleitung heikel. Josef Ratzinger war von 1977 bis 1982 Erzbischof von München. Weisner forderte Benedikt XVI. auf, sich öffentlich zu den Vorfällen zu äußern.

Psychologen „Die Kirche muss den Opfern zuhören und ihnen glauben, und zwar durch unabhängige Fachleute, die über ein von der Kirche finanziertes Krisentelefon erreichbar sind.“ Die eigene Krisen- Hotline sei in den acht Jahren ihres Bestehens von 300 Opfern in Anspruch genommenworden.

„Der Papst soll sagen, ob ihm während seiner Amtszeit in München Fälle untergekommen sind und was er getan hat: Nur die Priester versetzt oder mehr“, sagte Weisner. Als Folge der Missbrauchsdebatte rechnet er mit Rücktritten von Bischöfen (derzeit 70 in Deutschland) und Kardinälen (3).

– R. Frauscher, M. Burger

Zuletzt geändert am 09­.03.2010