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Veröffentlicht am 19­.02.2008

19.2.2008 - kath.net

'Schlimmer Populismus und denkbar ungünstig'

Immer mehr Bischöfe auf Distanz zu Zollitsch - Weihbischof Koch: "Elend einer spezifisch deutschen Zölibat-Diskussion" - Lob vom ZdK und Kirchenvolksbegehren: "Kirchenkampf" - ZdK-Präsident Meyer attackiert deutsche Bischöfe

Düsseldorf-München (www.kath.net) Die Äußerungen von Robert Zollitsch, dem neuen Vorsitzender der Bischofskonferenz, zum Zölibat im Spiegel löst bei seinen bischöflichen Mitbrüdern Kopfschütteln aus. Dies berichtet RP-Online am Dienstag. Der Kölner Weihbischof sprach vom „Elend einer spezifisch deutschen Diskussion“. Fast einhellig wurde in etlichen deutschen Bistümern die Frage gestellt, warum Zollitsch in seinen ersten öffentlichen Äußerungen "ausgerechnet dieses alte deutsche Leib- und Magenthema „Ehelosigkeit von Priestern“ wiederbelebt habe".

Aus einem süddeutschen Bistum war zu hören, man wisse nicht, ob man lachen oder heulen solle. Es sei schlimmer Populismus und denkbar ungünstig, was der Lehmann-Nachfolger gemacht habe. Vor allem spiegele es eine typisch deutsche Konzentration auf ein Thema, das dort, wo die römische Weltkirche rasant wachse und kaum Priestermangel herrsche, also in Asien, Afrika, Lateinamerika, auf keine Resonanz stoße.

Weihbischof Heiner Koch aus Köln sprach gegenüber RP-Online von „dem Elend einer spezifisch deutschen Zölibat-Diskussion“, in der die Pflicht zur Ehelosigkeit hauptsächlich als Instrument der Disziplinierung römisch-katholischer Geistlicher gesehen werde. Der Zölibat habe für Koch einen "großen Zeugnischarakter" dafür, dass „wir an einen persönlichen Gott und seine Liebe glauben, der ein menschliches Leben erfüllen kann“. Koch betonte, dass er die Sorge habe, dass die falsche Betonung vom Zölibat als Disziplinierungs-Instrument dessen geistige Strahlkraft verdecke. So jedenfalls würden Menschen nicht begeistert, als Priester und Ordensleute diese Lebensform zu leben. Auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner soll über die Aussagen von Zollitsch nicht begeistert sein. Bereits am Montag hatte sich Bischof Gerhard Ludwig Müller von den Äußerungen distanziert. KATH.NET berichtete.

Lob bekommt Zollitsch derzeit vor allem von kirchenfernen Gruppen und vom ZdK. ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer verteidigte den Erzbischof und meint gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger", dass die Aussagen von Zollitsch abgewogen gewesen wären. Christian Weisner vom deutschen "Kirchenvolksbegehren" erklärte gegenüber den „Stuttgarter Nachrichten“: „Es wäre fantastisch, wenn andere Bischöfe, die genauso wie er denken, den Mut haben, zu sprechen.“ Gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" behauptet Weisner weiters, dass die Konservativen in der Bischofskonferenz nicht verwunden haben, dass sie bei der Regelung der Nachfolge von Kardinal Karl Lehmann im Vorsitz der Bischofskonferenz "kein Stück des Kuchens für sich bekommen" hätten. "

Das Fernbleiben der bayerischen Bischöfe Müller, Walter Mixa (Augsburg) und Wilhelm Schraml (Passau) im Abschiedsgottesdienst für den früheren Münchner Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter, am vergangenen Wochenende bezeichnete ZdK-Präsident Meyer laut "Kölner Stadt-Anzeiger" als "ungehörig" und "schlechten Stil". Für Weisner ist es das Signal eines "Kirchenkampfes": "Die Denkverbote aus Rom, die es ausgesprochen und unausgesprochen gibt, sind nicht mehr zu halten."

Zuletzt geändert am 20­.02.2008