Kolumne „Unzensiert“, Zeitung KIRCHE IN, Januar 2026
Synodale Weichenstellungen
Beim letzten Synodalen Ausschuss im November 2025 war es ein sehr hartes Ringen um den Entwurf einer Satzung für die „Synodale Konferenz“, die den Synodalen Weg in Deutschland dauerhaft etablieren soll. Fast sieben Stunden dauerte es, bis nach intensiver Diskussion jeder einzelne der zwölf Paragraphen die nötige Zweidrittelmehrheit der 62 Anwesenden erhielt und die Satzung am Ende als Ganzes einstimmig angenommen wurde. Ein historischer Moment. In dieser Satzung sind viele Änderungswünsche des Vatikans aufgenommen worden, so dass die berechtigte Erwartung besteht, dass diese Satzung am Ende nicht nur von Rom geduldet („nihil obstat“), sondern probeweise anerkannt wird („recognitio ad experimentum“). Damit könnte sie beispielgebend für die Weltkirche werden.
Aber viele Kompromisse mussten geschlossen werden: Aus „synodalem Rat“ wurde „synodale Konferenz“, statt „beraten und entscheiden“ heißt es „berät und fasst Beschlüsse“, ein feiner rechtlicher Unterschied. Auch die so wichtigen Regelungen, wie über Finanzen und Priorisierungen entschieden wird, bleiben vage. Das Macht-Monopol der Bischöfe bleibt letztlich – so will es das gegenwärtige Kirchenrecht – ungebrochen. Aber zumindest sieht dieser Satzungsentwurf eine Rechenschaftspflicht vor, wenn Beschlüsse nicht umgesetzt werden.
Wie werden sich jetzt diejenigen Bischöfe positionieren, die sich seit Jahren gegen den Synodalen Weg gesperrt und auch dessen Finanzierung verweigert haben? Mit ihrem sturen „Nein“ haben der Kölner Kardinal Woelki und die Bischöfe Oster (Passau) und Voderholzer (Regensburg) dem ohnehin geringen Ansehen der katholischen Kirche in Deutschland sehr geschadet. Der vierte Abweichler, der Eichstätter Bischof Hanke, gab im Sommer überraschend sein Amt auf. Dafür meldete sich jetzt Bischof Ipolt aus Görlitz, dem kleinsten deutschen Bistum, über die konservative US-amerikanische Agentur CNA abwiegelnd zu Wort: „Es wird kein nationales Leitungsgremium geben.“
Doch nach all den vom Vatikan erzwungenen Kompromissen im jetzigen Satzungsentwurf ist die wiederholte Kritik der Abweichler am Synodalen Ausschuss und dem Nachfolgegremium in sich zusammengefallen. Auf die Frage, ob er der Synodalkonferenz sein „Okay“ geben werde, antwortete Papst Leo Anfang Dezember diplomatisch: „Wir werden sehen.“ Ist ihm aber bekannt, dass sich bei der letzten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 96 Prozent der befragten Katholiken für Reformen ausgesprochen haben?
Wie geht es nun weiter? Die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hat Ende November dem Satzungsentwurf bei nur einer Enthaltung einstimmig zugestimmt, ein starkes Signal. Die turnusmäßige Wiederwahl von Dr. Irme Stetter-Karp als ZdK-Präsidentin sowie von Prof’in Claudia Nothelle und Prof. Thomas Söding als Stellvertretende ist ein Zeichen der Kontinuität auf Seiten der katholischen „Laien“.
Vom 29. bis 31. Januar 2026 findet die sechste wieder große Synodalversammlung in Stuttgart statt, auf der satzungsgemäß die „Evaluation der Umsetzung der Ergebnisse des Synodalen Weges“ geplant ist. Man darf gespannt sein. Werden die Abweichler-Bischöfe daran teilnehmen? Die Reformkräfte – angefangen von den großen katholischen Verbänden über Wir sind Kirche bis hin zu Maria 2.0 – werden am Rande dieses so wichtigen Ereignisses für die Zukunft der römisch-katholischen Kirche in Deutschland auf jeden Fall wieder präsent sein.
Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wird erst Ende Februar 2026 tagen und über die Satzung beschließen. Auch hier steht turnusmäßig die Wahl des Vorsitzenden an. Wird der bisherige Vorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, wieder kandidieren und dann auch gewählt werden? Alles andere wäre eine Katastrophe, so Insider, und ein herber Rückschlag für alles bislang mühsam Erreichte.
Christian Weisner, Wir sind Kirche Deutschland, weisner@wir-sind-kirche.de
Zuletzt geändert am 17.12.2025


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