30.10.2023 - KNA
Was die Weltsynode für Deutschlands synodalen Weg bedeutet
Trotz Unterschieden gibt es viele Berührungspunkte
Die kirchlichen Reformprozesse Synodaler Weg in Deutschland und die Weltsynode zur Synodalität in Rom waren bislang
kaum miteinander verzahnt. Nun zeigen sich nach der ersten Phase der Weltsynode Annäherungen.
Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)
Rom (KNA) Verlauf und Ergebnis der ersten Versammlung
der Weltsynode sind von deutscher Seite aufmerksam verfolgt
worden. Denn die deutsche Reforminitiative Synodaler Weg
war inhaltlich und auch personell nur lose verknüpft mit der
Versammlung in Rom, bei der es um neue Wege der Entscheidungs
ndung in der katholischen Weltkirche ging. Einige zentrale
Figuren des deutschen Synodalen Wegs waren in Rom
mit dabei: als stimmberechtigte Mitglieder, wie etwa die Bisch
öfe Georg Bätzing, Felix Genn und Franz Josef Overbeck;
oder als Fachberater, wie der Bochumer Theologieprofessor
Thomas Söding.
Die fünf bischöichen Synodenteilnehmer aus Deutschland
lobten die Versammlung. Zugleich brachten sie die Ho-
nung zu Ausdruck, dass nun noch einige Punkte weiter gekl
ärt werden sollten, damit es bei der zweiten Runde im Oktober
2024 verbindliche Entscheidungen geben könne.
Deutsche Verbands-Katholiken, die sich beim Synodalen
Weg mit weitreichenden Reformforderungen hervorgetan haben,
wie der BDKJ-Vorsitzende Gregor Podschun oder die
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, waren ebenfalls zeitweise
in Rom gewesen und hatten sich dort zur Weltsynode geäu-
ÿert. Auch die Bewegung Wir sind Kirche trat in Rom auf.
Die meisten Reformer äuÿerten sich teils kritisch, teils anerkennend
zu dem, was Papst Franziskus mit der Weltsynode
in Gang gesetzt hat.
Neben der viel gelobten Sitzordnung an runden Tischen
und der erstmaligen Teilnahme von Frauen mit Stimmrecht
war es vor allem der oene Austausch über strittige Themen,
den reformorientierte Deutsche hervorhoben. Die Bewertung
der Ergebnisse folgte am Tag nach der Abschlusssitzung. Stetter-Karp sprach anerkennend vom Beginn eines
Kulturwandels, forderte aber weitere Schritte ein.
Tatsächlich unterscheiden sich die im Schlusspapier der
Weltsynode enthaltenen Ergebnisse nicht nur in Ton und Stil
von den Analysen und Forderungen des Synodalen Wegs.
Dennoch gibt es manche Punkte, an denen sie von Vorschlä-
gen des deutschen Reformprozesses nicht weit entfernt sind.
Das gilt etwa für die Forderung nach einer stärkeren Einbindung
der Laien bei der Ernennung von Bischöfen ebenso
wie für den Anstoÿ, nach einer neuen Sexualethik zu suchen.
Dass dabei auch eine Änderung der kirchlichen Lehre - die
Synode spricht von anthropologischen Kategorien, die angesichts
neuer Erfahrungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse
nicht mehr ausreichten - ins Auge gefasst wird, deckt
sich ebenfalls mit der Stoÿrichtung entsprechender Papiere
des deutschen Synodalen Wegs.
Auch beim Thema sexuelle Minderheiten geht der römische
Text nicht so weit wie der Synodale Weg. Er hält aber
fest, die Kirche müsse all jene hören und begleiten und ihre
Würde verteidigen, die sich wegen ihrer Identität oder Sexualit
ät von der Kirche ausgeschlossen fühlen. Auch wenn die
von manchen gewünschte Formel LGBTQ+ nicht im Text
vorkommt, trägt er klar dem Anliegen Rechnung, dass die
Kirche oen sein müsse für alle - unabhängig von geschlechtlichen
Identitäten und sexuellen Orientierungen.
Die Anregung, nationale Bischofskonferenzen und kontinentale
Bischofsräte zu stärken, um mehr Unterschiedlichkeit
in der weltweiten Kirche zu ermöglichen, deckt sich mit
der dezentralen Grundausrichtung des deutschen Synodalen
Wegs. Übereinstimmung gibt es auch bei dem für das Ansinnen,
neuere Erkenntnisse der Wissenschaften, den Glaubenssinn
der kirchlichen Basis und die Zeichen der Zeit in das
Nachdenken der Kirche mit einzubeziehen.
Erstmals ist in dem Text auch die Rede von einem consensus
delium, also einem Grundkonsens der Gläubigen als
Kriterium für die Glaubenslehre der Kirche. Ähnliche Formulierungen
nden sich im theologischen Grundsatzdokument
des deutschen Synodalen Wegs. Konservative in der katholischen
Kirche halten dies für riskant, weil damit aus ihrer
Sicht Glaubenswahrheiten von Mehrheiten unter den Gläubigen
abhängig gemacht werden könnten.
Am deutlichsten fällt der Unterschied zwischen deutschen
und römischen Formulierungen beim Thema Frauen
aus. Hier stellt die Weltsynode lediglich fest, dass manche
einen Zugang von Frauen zum Diakonat für möglich, andere
hingegen dies für nicht akzeptabel halten. Im deutschen synodalen
Weg war der Zugang nach Frauen zum Diakonat hingegen
mit klarer Mehrheit befürwortet worden. Zur Frauenpriesterweihe
hatte der Synodale Weg beschlossen, den Zulassungsausschluss
von Frauen vom Priesteramt zu überprü-
fen. Dies war als Bitte an die Adresse des Papstes formuliert
worden.
Zuletzt geändert am 02.11.2023