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Veröffentlicht am 01­.06.2023

Juni 2023 – Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Ökumene? Ja bitte!

20 Jahre ist es her, dass am Rande des 1. Ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin drei ökumenische Gottesdienste mit Mahlgemeinschaft gefeiert wurden: Eine katholische Messe mit „eucharistischer Gastfreundschaft“, ein  „Abendmahl für alle“ nach evangelischer Tradition sowie ein „Mahl der Solidarität“ mit Bischof Jacques Gaillot und den „Ordensleuten für den Frieden“ mitten in Berlin vor einer Bank-Filiale. Besonders die beiden Gottesdienste in der übervollen Gethsemanekirche sind bis heute für viele unvergessen, zeigen sie doch, wie Ökumene liturgisch in wechselseitiger Anerkennung gestaltet werden kann (wir-sind-kirche.de/oekt/gottesdienste.htm).

Den Priester Gotthold Hasenhüttl, der bei der Eucharistiefeier explizit auch Protestanten und Nicht-Katholiken zur Kommunion eingeladen hatte, hat der damals zuständige Trierer Bischof Reinhard Marx vom Priesteramt suspendiert und ihm, obwohl Hasenhüttl schon emeritiert war, die Lehrerlaubnis als Professor für Systematische Theologie entzogen. Beide Kirchenstrafen sind trotz zahlreicher Bemühungen bis heute nicht aufgehoben worden.

Nicht ganz so hart und nur zeitweise wurde Bernhard Kroll bestraft, der als Priester erkennbar das evangelische Abendmahl empfangen hatte, obwohl Papst Johannes Paul II. sechs Wochen zuvor in der Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“ dies für Katholikinnen und Katholiken ausdrücklich untersagt hatte.

Beim 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München – Marx war dort gerade neuer Erzbischof geworden – war die offizielle Linie, die römischen Verbote mit einer orthodoxen Brotsegnungsfeier „Artoklasia“ zu umgehen. Wir sind Kirche organisierte eine Menschenkette für die „Gemeinsame Mahlfeier“ quer durch die Stadt und feierte ein von Laien geleitetes ökumenisches Gedächtnismahl nach dem Evangelium von der Speisung der Vielen (Mt 14,13-21).

Der 3. Ökumenische Kirchentag 2021 in Frankfurt konnte Corona bedingt überwiegend nur online stattfinden. Jetzt aber hatte die Kirchentagsleitung ein Materialheft „Ökumenisch sensibel Abendmahl und Eucharistie feiern“ erstellen lassen. Darin wurde offiziell empfohlen, was 2003 in Berlin von Reformgruppen wie Wir sind Kirche noch gegen den Willen Roms und der Kirchentagsleitung gefeiert wurde. In dem Materialheft heißt es: „Gemeinsam feiern wir das Geheimnis unseres Glaubens und lassen uns von ihm zu seinem Gedächtnis sagen: erkennt mich beim Brechen des einen Brotes und in der Gabe des einen Bechers für euch alle. Dann geht in meinem Geist verwandelt und gestärkt in die Welt.“

Ja, darum geht es, dass WIR verwandelt werden und gestärkt in die Welt gehen. Das gemeinsam zu tun, das ist wahre Ökumene, die die Welt, das Haus Gottes, verändern kann über alle Grenzen hinweg.  

Christian Weisner 
Wir sind Kirche Deutschland

 

Zuletzt geändert am 27­.05.2023