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Veröffentlicht am 31­.12.2022

31.12.2022 - zdf.de "ZDF spezial"

ZDF spezial "Trauer um Benedikt XVI."

mit O-Ton von Christian Weisner, Wir sind Kirche-Bundesteam

Andreas Kinner: „Aus München ist uns Christian Weisner zugeschaltet, Sprecher der Reformbewegung Wir sind Kirche. Guten Abend."

Christian Weisner: „Guten Abend nach Mainz."

Kinner: „Herr Weisner, Sie betrachten die katholische Amtskirche jetzt gerade mit Glockengeläut mit skepteischem Blick. Was geht Ihnen zuerst durch den Kopf, wenn Sie an Benedikt als Papst denken?" 

Weisner: „Ich stehe hier vor der Kirche, wo Joseph Ratzinger viereinhalb Jahre Erzbischof von München und Freising war. Er hatte eine schwierige Zeit gehabt, aber ich glaube, was wirklich das Entscheidende war und was viele Menschen enttäuscht hat: Er war damals beim Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren ein Reformer, er war Berater des Kölner Kardinals Frings. Aber er hat sich dann sehr, sehr schnell zu einem reaktionären Theologen entwickelt, der dann später Bischof, Erzbischof, Kardinal war und Glaubenspräfekt. Und das ist das Enttäuschende wirklich und das schwierige Erbe für die Kirche, das er hinterlässt: Er hat versucht zusammen mit Johannes Paul II. das Zweite Vatikanische Konzil, das Reformkonzil wieder zurückzudrängen. Und weil das gewesen ist, sind die anderen Punkte,über die wir gesprochen haben, die Vertuschung zu einem großen Makel der Kirche geworden. Das ist wirklich schade, das es die Kirche nicht geschafft hat, wirklich in die Gegenwart zu kommen. Das hat er verhindert."

Kinner: „Die Reformforderungen vieler deutscher Katholiken haben sich unter Benedikt nicht erfüllt, also weder in Bezug auf mehr Demekratie in der Kirche, noch in der Sexualmoral, noch in Bezug auf die Rolle von Frauen in der Kirche. Hatten Sie denn persönlich überhaupt die Erwartung, dass sich unter Benedikt etwas bewegen würde?"                "

Weisner: „Nein, als er zum Papst gewählt wurde, hatten wir diese Erwartung nicht mehr, weil wir erlebt haben, wie er lange er mehr als 20 Jahre als Glaubenspräfekt in Rom tätig gewesen ist. Und seine Stimme und seine Bescheidenheit, seine persönliche Bescheidenheit, die verdecken aber, dass er da wirklich ein sehr hartes Regiment geführt hat. Er hat viele Theologinnen und Theologen mundtot gemacht. Er hat wirklich die Kirche in eine Sackgasse geführt. Wir wünschen ihm alle Frieden. Aber jetzt mit dem Tode ist wirklich eine Ära zuende gegangen. Johannes Paul II. und Papst Benedikt, die Ära ist jetzt zu Ende und ich hoffe sehr, dass mit Papst Franziskus ein neuer Aufbruch im Geiste des Konzils gelingt."

Kinner: „Die Hoffnung des Sprechers der kritischen Katholiken, Christian Weisner, jetzt, wie wir hören, bei Glockengeläut vielleicht auch für den verstorbenen Benedikt XVI. in seiner Heimatdiözese. Danke nach München."

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Zuletzt geändert am 28­.08.2023