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Veröffentlicht am 19­.10.2020

19.10.2020 - nordbayern.de / Nürnberger Nachrichten

"Es ist traurig und frustrierend, dass es so langsam vorangeht"

Eine evangelische Bischöfin, ein katholischer Erzbischof, eine engagierte Ehrenamtliche und ein angriffslustiger Kritiker haben sich bei den NN zu einem Gespräch über den Reformprozess Synodaler Weg getroffen. Es ging um die Rolle der Frauen und die Unvereinbarkeit des Verständnisses vom Amt der Geistlichen unter Christen.

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Magnus Lux: Ja, mit dem Synodalen Weg will die katholische Kirche eingefahrene Gleise verlassen. Papst Franziskus spricht von einer synodalen Kirche und knüpft damit an die Zeit vor 150 Jahren an. Denn die Kirche, so wie sie jetzt verfasst ist, gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert. Seither gibt es das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes und, noch schlimmer, das Papstprimat. Das heißt, der Papst legt alles fest und alle anderen haben gefälligst zu gehorchen. Beides hat desaströse Auswirkungen. Davon müssen wir wegkommen.

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Lux: Es ist die Frage, was man unter Autorität versteht. Wer Autorität hat, der bestimmt von oben herunter, wer Autorität ist, wird anerkannt.

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Lux: Ich bin deshalb mehrfach angerufen worden. Ich habe damit aber nicht die katholische Kirche insgesamt gemeint, sondern die römische. Es gibt schließlich 23 katholische Kirchen, die mit dem Papst verbunden sind, jede mit ihrem eigenen Ritus und ihren Gesetzlichkeiten. Die römische Kirche meint, was sie sagt, muss für alle gelten. Und das stimmt nicht. Die Vielfalt zu leben, das ist wirklich katholisch, nicht, dass einer sagt, so ist es, und so müssen es alle machen.

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Lux: Kardinal Woelki hat erst kürzlich wieder vor einer deutschen Nationalkirche gewarnt. Das ist Angstmacherei und sonst nichts. Diese Einheitlichkeit, die immer gefordert wird, die besteht doch gar nicht. Die einzelnen Bischofskonferenzen sollten auch eigene Beschlüsse fassen können. Das hat der frühere Papst Benedikt gestoppt.

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Lux: Es wäre völlig neu, dass etwas nicht zu ändern ist, nur weil es Papst A, B oder C einmal festgelegt hat. Und es ist kein offiziell verkündetes Dogma, dass Frauen nicht geweiht werden dürfen.

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Lux: Moment. Hinzu kommt doch, dass die theologische Argumentation sehr dürftig ist. Wenn eine Festlegung so lückenhaft begründet wird, hat sie dann eine besondere Qualität, nur weil sie der Papst getroffen hat? Ich finde das nicht. Die Frauen werden sich das über kurz oder lang nicht mehr gefallen lassen. Ich will keine neue Glaubensgemeinschaft, aber katholisch kann ich auch sein außerhalb der verfassten römisch-katholischen Kirche.

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Lux: Solange sich die römisch-katholische Kirche als Männerdomäne versteht und als solche auch funktioniert, wird sich daran nichts ändern. Zum anderen wird die Kirchenleitung in dieser Form über kurz oder lang nicht mehr das Sagen haben, weil das Kirchenvolk das nicht mehr mitmachen wird.

Zur Person:

Magnus Lux aus Unterfranken gehört seit 2009 dem Bundesteam der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ an. Er ist Diplomtheologe, war zunächst Religionslehrer und arbeitete in der Pfarrei Hof mit. Vor 50 Jahren ließ es sich zum römisch-katholischen Priester weihen. Nach seiner Laisierung 1974, also der Entbindung von den Pflichten und Rechten als Kleriker, studierte er Germanistik und arbeitete weiter als Lehrer, zuletzt als Oberstudienrat.

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Zuletzt geändert am 05­.11.2020