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Veröffentlicht am 26­.02.2016

26.2.2016 - Bayrischer Rundfunk

Laien auf Augenhöhe mit Bischöfen und Papst

Revolution von unten

Sie wollen mitentscheiden und zwar: auf Augenhöhe mit Bischöfen und Papst. Die Laienorganisation "Wir sind Kirche" trifft sich am Wochenende zu ihrer Bundesversammlung in Osnabrück. Sie kämpfen für mehr Mitsprache in der katholischen Kirche.

Von: Irene Esmann

Große Hoffnungen setzt "Wir sind Kirche" in Papst Franziskus, der selbst von mehr Synodalität in der katholischen Kirche gesprochen hat – die Bischöfe sogar dazu ermutigt hat.
    "Was der Herr von uns verlangt ist schon alles im Wort Synode enthalten: Laien, Priester, der Bischof von Rom. Das kann man leicht in Worten ausdrücken, aber nicht so leicht in praktisches Handeln umsetzen."
    Papst Franziskus im Oktober
Wir sind Kirche: "So kann es nicht weitergehen"

Doch bislang ist von einer Art Demokratisierung in der katholischen Kirche hierzulande nichts zu spüren. Und das muss anders werden, sagt "Wir sind Kirche".

Diese Forderung nach mehr Synodalität - nach mehr Demokratie in der katholischen Kirche – die haben Menschen wie Christian Weisner aufgesogen. Seit Jahren engagiert sich der Dachauer für mehr Mitsprache der Laien in ihrer katholischen Kirche.

Eine Sysiphos-Aufgabe – die unter dem aktuellen Papst aber Früchte tragen könnte, hofft er. Allerdings reagieren ihm die deutschen Bischöfe viel zu langsam auf das, was da aus Rom als Steilvorlage kam:
    "Die Bischöfe sprechen immer noch zu viel von Dialog, von unverbindlichen Versammlungen, aber so kann es nicht weitergehen. Ich glaube wir müssen uns in Deutschland bewusst werden, dass wir nur alle gemeinsam Kirche sein können."
    Christian Weisner
Gerade, weil man hierzulande schon einmal viel weiter gewesen sei, so Weisner, einer der Sprecher der Laienorganisation "Wir sind Kirche". Er erinnert an die Würzburger Synode – eine Versammlung von Geistlichen und Laien, bei der vor mehr als 40 Jahren schon auf Augenhöhe diskutiert und ganz demokratisch über kritische Fragen abgestimmt wurde:
    "Man hat sich damals für den Diakonat der Frau ausgesprochen, man hat die Frage der Jugendarbeit – die Frage der Ökumene – es ist alles wegweisend gewesen – und an diese Tradition müssen wir anschließen."
    Christian Weisner
Pfarrgemeinde- und Diözesanräte wurden in den deutschen Bistümern installiert. Und auch Geistliche wie der damalige Münchner Erzbischof Kardinal Julius Döpfner blickten fast euphorisch in die Zukunft der katholischen Kirche – einer synodalen Kirche:
    "Durch die aktive Beteiligung aller Gemeindemitglieder und die konstruktive Mitwirkung einzelner kann die Auferbauung der Gemeinde Jesu Christi nur gewinnen."
    Kardinal Döpfner
Keine Antwort aus Rom

Doch der Dämpfer folgte prompt: Die 18 wegweisenden Einzelbeschlüsse der Würzburger Synode rund um die Themen Frauen in der Kirche, das katholische Familienbild oder die Organisation von Pfarrgemeinden wurden von Rom bis heute nicht beantwortet.

Der Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils auf dem die Würzburger Synode aufbaute, sei zumindest im Vatikan schnell wieder vergessen worden, moniert Christian Weisner von "Wir sind Kirche":
    "Papst Paul VI hat noch während und kurz nach dem 2. Vatikanischen Konzil regelmäßig Bischofssynoden als Beratergremium einberufen. Nur unter Papst Johannes Paul dem II und Benedikt dem XVI ist das in Vergessenheit geraten und Papst Franziskus hat das jetzt wiederentdeckt. Wir haben also diese Möglichkeiten, wir wissen davon."
    Christian Weisner
Ein Gremium für Laien

Es klingt trotzdem ein bisschen nach Revolution was "Wir sind Kirche" vorschlägt: die Laien wünschen sich Gremien - Kirchenparlamente, ähnlich wie in der evangelischen Kirche, die aus Laien und Geistlichen bestehen, in denen verbindliche Entscheidungen getroffen werden.

Ein Weg, den allerdings viele nicht bereit sind zu gehen. Christian Weisner glaubt: so lange die Deutsche Bischofskonferenz noch so zerrissen ist, zwischen den zahlreichen Reformern und den eher konservativen Bischöfen wie Voderholzer in Regensburg oder Oster in Passau, werden es die Laien schwer haben. Trotz Papst Franziskus.

http://www.br.de/themen/religion/wir-sind-kirche-mitsprache-recht-katholische-kirche-100.html

Zuletzt geändert am 26­.02.2016