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Veröffentlicht am 07­.05.2014

Mai 2014 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Danke, Eugen Biser

Ich möchte mir nicht anmaßen, zu den viele Nachrufen auf Eugen Biser einen weiteren hinzuzufügen. Aber ich möchte mich an eine Begegnung mit ihm erinnern. Vor Jahren, ich war religiös interessiert und engagiert, theologisch aber noch wenig bewandert, besuchte ich eine Veranstaltung, in der Eugen Biser in einem Gespräch mit einem Journalisten über seine Theologie sprach. Vieles von dem was er ansprach war mir nicht fremd. Er vermittelte mir vielmehr das, was in mir schon da war und was ich nicht aussprechen konnte, was sich als Anfragen an die Kirche und die Religion in mir formiert hatte und für das ich keinen Ansprechpartner wusste.

Glaubensdisziplin und und blinden Amtsgehorsam konnte ich für mein Glauben nicht mehr akzeptieren. Die schlechte Erfahrung, auf meine drängenden Zweifel an der Lehre von Opfer, Sühnetod und Erlösung, an der Morallehre und den hierarchischen Strukturen der Kirche nur oberflächliche oder zurückweisende Antworten zu bekommen, saß tief.

Ich erlebte an diesem Abend wie er mit wohltuender Wertschätzung vom Kirchenvolk sprach, das sich entgegen den Wegweisungen der Hierarchie auf den Weg zur Mitte des christlichen Glaubens gemacht habe. Den Weg weg von einem Glauben in Sätzen und Bildern hin zu einem Glauben in der Auseinandersetzung mit dem Leben Jesu bis hin zur letzten Konsequenz und hin zu einer Suche nach Identifikation im eigenen Leben. Den Weg weg von einem Bestaunen der Auferstehung hin zu einem Lebendigwerden des Auferstandenen im eigenen Sein. Den Weg weg von einem entrückten Christus zu einem, der im eigenen Selbst Wirklichkeit wird.

Das war eine ungemein wichtige Erfahrung. Eugen Biser hat keine Revolution angezettelt, aber mit seiner Verkündigung, die wie ein steter Tropfen den Stein formt, mit seiner „Theologie der Zukunft“, die wie Kalk in Ziegel eingebacken Sprengkraft birgt, hat er für mich und viele andere Wege aufgezeigt zu einem angstfreien, gottesfreundlichen Glauben. Bisers Botschaft von einem Christentum, das nicht bewertet, moralisiert oder diszipliniert sondern hilft und heilt hat mich ermutigt, meinen Weg des Fragens und des Suchens weiter zu gehen. Danke Eugen Biser.

Zuletzt geändert am 07­.05.2014