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Veröffentlicht am 04­.01.2012

Januar 2012 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Zum Neuen Jahr: Abschiede – Aufbrüche - Neue Wege!

Das Neue Testament, vom Alten ganz zu schweigen, ist voll von Geschichten, die von Abschieden, Aufbrüchen und neuen Wegen handeln. Zacharias lässt sich darauf ein, seinen Sohn nicht nach sich selbst zu benennen sondern so wie der Engel es ihm geboten hatte: Johannes. Zu diesem kamen Menschen, die ihre Schuld eingestanden und sich taufen ließen. Auch die Schatzgeschichten erzählen vom Loslassen und Neu-Gewinnen. Und Jesus selbst spricht von sich als „der Weg“.

Wege entstehen immer dann, wenn ein Mensch da geht, wo vorher noch niemand gegangen ist und andere folgen. Wege entstehen aus dem Bedürfnis heraus, von einem Ort an einen anderen zu gelangen. Manchmal ist das Ziel bekannt und die grobe Richtung ebenfalls. Wege entstehen z.B. bei einer Flucht, wenn das wichtigste Ziel ist, den momentanen Ort zu verlassen. Wie viel und welches Gepäck soll man nun mitnehmen, wenn man gar nicht weiß, was einen erwartet? Auch dafür finden wir bei Jesus Rat: „Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd.“(Lk 9,3) Sehr wenig also.

Jesus, der Weg, ist den Weg selbst gegangen. Und er kannte das Ziel. Das Reich Gottes. Hubertus Halbfaß plädiert in seinem Bändchen „Glaubensverlust“ für eine konsequente Rückbesinnung auf diese Zielsetzung. „Das Christentum, das sich in dieser Rückbesinnung auf die Reich-Gottes-Thematik zu sich selbst bekehrt, ist eine Größe, die sich heute selbst noch nicht kennt.“

Wenn wir Kirchenreformer und -reformerinnen uns immer wieder auf den Weg machen, dann muss uns klar sein, dass es uns nicht darum gehen kann, nur den momentanen Ort zu verlassen, sondern vielmehr darum gehen muss, das Reich Gottes zu verwirklichen. Wir kennen den Weg, auch wenn wir ihn manchmal nicht sehen und zu verlieren drohen und wir kennen das Ziel. Und doch müssen wir immer wieder (uns) neue Wege gehen: Mit viel weniger Gepäck als bisher, ohne Wanderstab und ohne Vorratstasche, ohne Archiv und ohne Museum und ohne Rücksichten auf ein autoritäres System. Wohin sentimentale Rückblicke führen, erfahren wir übrigens aus der Geschichte des Lot, dessen Frau sich auf der Flucht umwendet und zur Salzsäule erstarrt.

Die tschechische Untergrundkirche, die katholischen Priesterinnen und Martha und Gerd Heizer haben uns gezeigt, wie Aufbruch geht. Vamos. Gehen wir.

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 04­.01.2012