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Veröffentlicht am 15­.05.2010

15.5.2010 - epd

Abendmahl: Theologe Steffensky ermutigt zu "listiger Geduld"

München (epd). Der lutherische Theologe und Ökumene-Experte Fulbert Steffensky hat die Kirchenbasis in der Abendmahlsfrage zu "listiger Geduld" ermutigt. Kirchenleitungen hätten eine "pessimistische Klugheit", sagte der emeritierte Hamburger Professor für Religionspädagogik am Samstagabend auf einer Veranstaltung außerhalb des offiziellen Programms des 2. Ökumenischen Kirchentags in München. Wenn diese merkten, dass sie etwas nicht mehr verhindern könnten, ließen sie es schließlich zu.

Allerdings machten die Protestanten es den Katholiken in der Frage der eucharistischen Gemeinschaft nicht leicht, fügte Steffensky hinzu, der mit der evangelischen Theologin Dorothee Sölle (1929-2003) verheiratet war. Er hielt der evangelischen Kirche vor, sie würdige das Altarsakrament nicht ausreichend. Steffensky, Jahrgang 1933, ist ehemaliger Benediktinermönch. Er studierte evangelische und katholische Theologie.

Der katholische Sozialethiker Friedhelm Hengsbach (Ludwigshafen) kritisierte vor Hunderten Zuhörern, dass die katholische Kirche die Trennung zwischen Protestanten und Katholiken beim Abendmahl allein aus kirchen- und machtpolitischen Gründen nicht aufheben wolle. Es gebe ein Schisma zwischen der Kirchenleitung und dem, was die Christen an der Basis wollten. Daher sei an dieser Stelle Widerstand wichtig, erklärte der Jesuit.

Die altkatholische Theologieprofessorin Angela Berlis (Bern) sagte, Eucharistie und Abendmahl gehörten der gesamten Kirche. Wenn die Kirchenoberen meinten, sie selbst seien die Kirche, sei dies problematisch. Berlis wurde 1996 in Konstanz zu einer der weltweit ersten Priesterinnen der altkatholischen Kirche geweiht. Die altkatholische Kirche gründete sich 1870 als Kritik an der katholischen Kirche.

Der Kirchenkritiker Gotthold Hasenhüttl warf dem Vatikan vor, er missbrauche die Eucharistiefeier als Abgrenzungsmittel gegen andere Konfessionen. Der katholische Theologieprofessor hatte am Rande des 1. Ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin gegen geltendes katholisches Kirchenrecht evangelische Christen zur Kommunion eingeladen. Daraufhin wurde er vom Priesteramt suspendiert. Drei Jahre später folgte der Entzug seiner kirchlichen Lehrerlaubnis.

Die Veranstaltung "Ökumene light? Was beim Kirchentag nicht auf der Agenda steht" fand in der Technischen Universität München statt. Das Podium wurde von dem Ökumenischen Netzwerk "Initiative Kirche von unten" (Bonn) in Zusammenarbeit mit der Leserinitiative Publik-Forum (Oberursel) und der katholischen KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" vorbereitet.

epd cez jup

Zuletzt geändert am 04­.06.2010