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Veröffentlicht am 26­.05.2006

26. Mai 2006 - IKvu

Artig, unscharf, schwach

Saarbrücker Katholikentag feiert die Stagnation im deutschen Katholizismus

Nur die Reformgruppen halten mutig die Ökumene von unten in Trab

Das Ökumenische Netzwerk Initiative Kirche von unten (IKvu) kommt bei seiner Zwischenbilanz zu einem gemischten Urteil. Der Katholikentag setzt keine zukunftsweisenden Akzente, Streitfragen werden ausgeblendet oder vertagt - sei es der Konflikt des ZdK mit dem Bistum Regensburg oder die Auseinandersetzung um das ökumenische Abendmahl.

Auf der Vollversammlung des ZdK kurz vor Beginn des Katholikentages sprach die Regensburger Kirchenrechtlerin Sabine Demel vielen Delegierten aus dem Herzen, als sie die Rechtmäßigkeit der Delegation des Regensburger Diözesankomitees anzweifelte. Der ZdK-Präsident Meyer, ging mit einen Antrag auf Vertagung dem schwelenden Konflikt bei dieser Vollversammlung wiederum aus dem Wege. Es stellt sich jedoch die Frage, wie das ZdK in Zukunft mit diesem Konflikt umgehen wird, der durch die Umstrukturierung der Laienräte im Bistum Regensburg entstanden ist.

Das ZdK hat die Warnung der Grußbotschaft Benedikts XVI. sehr wohl verstanden - Die eingeforderte Einheit des Zeugnisses der Laien mit dem Papst und den Bischöfen ist ein Schuss vor den Bug des deutschen Laienkatholizismus. "Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht" findet scheinbar nur dann statt, wenn der Papst und die Bischöfe dies wollen, so das ernüchternde Fazit.

Auf dem Weg von Berlin nach München

Insgesamt wirkt der Katholikentag nicht nur wegen des nassen Wetters eher reduziert und blass. "Wer noch unter dem Eindruck des großen ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin die kleinen Katholikentage sieht, empfindet auch die inhaltliche Provinzialität besonders schmerzlich", so Bernd Hans Göhrig, Bundesgeschäftsführer der IKvu. "Auffallend ist, dass wirklich neue Impulse und Themen fehlen. Dass die großen kirchlichen Streitthemen nicht ergebnisrelevant diskutiert werden können, weil Rom blockiert, verursacht eine große Unzufriedenheit."

Interessanterweise ist einer der nachgefragtesten Stände das kleine Zelt der Vereinigung der katholischen Priester und ihrer Frauen (VkPF) - offensichtlich gibt es eine breite Unterstützung für die Freigabe des Zölibates.

Nur die Reformgruppen nehmen die unzufriedene Stimmung auf dem Weg von Berlin 2003 nach München 2010 auf: Unter dem Motto "Wo kämen wir hin? Nicht nur beim Abendmahl: Der Skandal der Trennung" wird Professor Gotthold Hasenhüttl gemeinsam mit Professorin Johanna Haberer und Professor Fulbert Steffensky ökumenische Perspektiven diskutieren.

Diese Veranstaltung ist schon jetzt der heimliche Star des Katholikentages. Rund 5.000 Einladungen wurden am Mittwoch Abend nach der Eröffnungsfeier in Saarbrücken verteilt. Auch der Trierer Bischof Reinhard Marx und ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper nahmen die Einladung freundlich entgegen - mit ihrem Kommen wird jedoch nicht gerechnet.

So wird auf der großen Spielwiese des Katholikentages doch noch ein Streitpunkt angemessen thematisiert werden, der viele katholische Christinnen und Christen in Aufregung versetzt und die ökumenische Zusammenarbeit immer wieder empfindlich stört.

Die Auseinandersetzung um den zweiten ökumenischen Kirchentag in München hat begonnen.

Zuletzt geändert am 27­.05.2006