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Veröffentlicht am 20­.11.2009

20.11.2009 - Main-Post

Alois Glück führt das Zentralkomitee der Katholiken

Ehemaliger Präsident des bayerischen Landtags mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt

(ddp) Neuer Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist der 69-jährige CSU-Politiker Alois Glück. In seiner Rede vor der ZdK-Vollversammlung versprach Glück nach seiner Wahl am Freitag, sich für eine vertrauensvolle und fruchtbare Zusammenarbeit mit der Deutschen Bischofskonferenz einzusetzen, um gemeinsam nach Perspektiven für die Zukunft der Kirche in Deutschland zu suchen.

Der frühere bayerische Landtagspräsident wurde in Bonn von der ZdK-Herbstvollversammlung „mit überwältigender Mehrheit“ gewählt, wie ein Sprecher mitteilte. Glück hatte keinen Gegenkandidaten. Er ist Nachfolger von Hans Joachim Meyer, der nach zwölfeinhalb Jahren im Alter von 73 Jahren aus dem Amt geschieden ist.

Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ erhofft sich von Glücks Wahl endlich mehr Dialogbereitschaft seitens der katholischen Bischöfe. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im Frühjahr dem damaligen Kandidaten, dem hessischen Kulturstaatssekretär Heinz Wilhelm Brockmann (CDU), die erforderliche Zustimmung verweigert. Grund dafür war wohl seine Mitarbeit bei der Schwangerenberatungsorganisation „Donum Vitae“.

Für den nun gewählten neuen Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, ist das Eintreten für christliche Werte nichts Neues. Auch als Vorsitzender der CSU-Grundsatzkommission machte sich der 69-Jährige zum Beispiel für Nächstenliebe stark und warnte vor einer neoliberalen Ellenbogengesellschaft.

Nicht nur Theoretiker

Ein wichtiger Punkt ist für Glück seit langem die Forderung nach mehr „Chancengerechtigkeit“. Oft hob er zudem die Orientierung seiner Partei am christlichen Menschenbild hervor.

Doch Glück trat in seiner politischen Karriere nicht nur als Theoretiker auf, sondern vor allem in seiner Zeit als CSU-Fraktionschef auch als einflussreiche Kraft im Hintergrund bei Personal- und Sachfragen.

Bereits in den rund 15 Jahren an der CSU-Fraktionsspitze hatte Glück genug Gelegenheit, sein Geschick als Krisenmanager unter Beweis zu stellen. Kurz nach seinem Amtsantritt im Juni 1988 starb Franz Josef Strauß, im Jahr 1993 gab es den Machtkampf zwischen Edmund Stoiber und Theo Waigel um das Amt des Ministerpräsidenten. Auch in der folgenden Zeit der Waigel-Stoiber-Doppelspitze war immer wieder Glücks geschickte Vermittlerrolle gefragt.

Im Jahr 2003 wurde Glück zum bayerischen Landtagspräsidenten gewählt. Dabei erhielt er auch zahlreiche Stimmen aus den Reihen der Opposition. Anfang 2007 mahnte Glück in der CSU-Führungsdebatte, der damalige Parteichef und Ministerpräsident Stoiber müsse sich rechtzeitig um eine Nachfolgeregelung kümmern. Im vergangenen Jahr trat Glück dann nicht mehr bei der Landtagswahl an.

Und warum ist Glück trotz wachsender Machtfülle und großer Beliebtheit in der Bevölkerung nie selbst bayerischer Ministerpräsident geworden? Der ehemalige CSU-Chef Waigel vermutete im vergangenen Jahr anlässlich des Rückzugs von Glück aus dem Landtag: „Vielleicht hat ihm der Killerinstinkt gefehlt.“

Zuletzt geändert am 23­.11.2009