| |
Veröffentlicht am 12­.08.2008

August 2008 - Kirche In (Kolumne "Unzensiert")

10 Jahre Frauenwürde – ich gratuliere!

Auch in Deutschland ist Schwangerschaftsabbruch nach wie vor eine Straftat. Jedoch bleibt er bis zur 12. Woche straffrei, wenn vorher eine bescheinigte Beratung erfolgt. Eine vorbildliche Gesetzesregelung, denn diese für alle Frauen geltende Pflicht zur Beratung hat Tausenden Frauen konkrete Hilfen aufgezeigt und damit Tausenden Kindern zum Leben verholfen. Diese Regelung geht wesentlich auf die Mitwirkung der Kirchen – auch der römisch-katholischen – zurück, als nach der Wiedervereinigung eine gesetzliche Neufassung notwendig war.

Doch um der „Klarheit und Entschiedenheit des Zeugnisses der Kirche willen“ richtete Papst Johannes Paul II. Anfang 1998 an die deutschen Bischöfe die „dringende Bitte“, ihre Beteiligung an der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung „zu überdenken“. Damit stürzte er die katholische Kirche in Deutschland in einen langen Streit mit Rom und in eine tiefe Krise.

Unterstützt von der großen Mehrheit der Gläubigen und den katholischen Verbänden rang die Deutsche Bischofskonferenz lange um einen Kompromiss, der die Forderungen des Papstes erfüllen aber auch den Verbleib im staatlichen System ermöglichen könnte. Doch am Ende beugten sich alle Bischöfe der „Bitte“ des Papstes, als letzter der Limburger Bischof Franz Kamphaus.

Anders als Papst und Bischöfe haben die deutschen Katholikinnen und Katholiken die Frauen in Entscheidungsnöten nicht im Stich gelassen. Bereits im August 1998 gründeten Frauen aus der KirchenVolksbewegung den Verein Frauenwürde, e.V., es folgten Frauen aus dem Sozialdienst Katholischer Frauen (Frauen beraten) und im September 1999 gründeten Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken den Verein donum vitae. Heute ist das Netz der „katholischen“ Beratungsstellen in Deutschland dichter als je zuvor. Frauenwürde e.V. (www.frauenwuerde.de) betreibt sechs staatlich anerkannte Beratungsstellen. Im August wird das zehnjährige Bestehen gefeiert. Meine große Anerkennung und weiterhin alles Gute!

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 12­.08.2008