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Veröffentlicht am 15­.07.2007

15.7.2007 - jesus.de / epd

Kritik an Vatikanpapier ebbt nicht ab

(jesus.de / epd) - Die evangelische Kritik an dem Vatikan-Papier zum Kirchenverständnis ebbt nicht ab. «Die Hoffnungen auf einen Wandel unserer ökumenischen Situation sind damit weiter in die Ferne gerückt», sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, der Zeitung «Die Welt» vom Samstag. Dagegen zeigten katholische Christen Verständnis für das Schreiben der Glaubenskongregation.

Der Vatikan hatte am 10. Juli ein Dokument veröffentlicht, in dem sich die katholische Kirche erneut von den Protestanten abgrenzt. Nur in der katholischen bestehe die von Jesus Christus begründete Kirche weiter, betont die Glaubenskongregation in fünf «Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche». Der evangelischen Kirche wird darin der Status einer Kirche verwehrt.

«Wir sind natürlich nicht davon abhängig, ob die römisch-katholische Kirche uns als Kirche anerkennt oder nicht», bekräftigte der Repräsentant von rund 25 Millionen deutschen Protestanten. Die evangelische Kirche werde sich von der Ökumene nicht abkehren, sagte der Berliner Bischof. «Dieses Papier aber enthält Spielregeln, die einen ökumenischen Dialog ausschließen», wird Huber im Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» zitiert.

Der TV-Journalist Peter Hahne, der auch dem EKD-Rat angehört, erklärte in der «Bild»-Zeitung: Das päpstliche Papier komme einer «kalten Dusche gleich». Der Papst sollte aus der Kirchengeschichte wissen, dass Protestanten und Katholiken Brüder und Schwestern mit den gleichen Eltern sind. Hahne: «Das Zäuneziehen sollten wir den Fundamentalisten überlassen - Benedikt hat das nicht nötig.»

Dagegen hielt der katholische Publizist Eckhard Nordhofen der evangelischen Kirche Minderwertigkeitskomplexe vor. «Sie sind von der Erklärung des Vatikans beleidigt, aber sind sie nicht gern beleidigt?», sagte der Bildungsexperte dem Magazin «Focus». Da Protestanten tatsächlich ein anderes Kirchenverständnis hätten, bräuchte die römische Sicht sie nicht zu stören: «Ein selbstbewusster Protestantismus hätte das gar nicht nötig.»

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis sagte der «Bild am Sonntag»: «In dem Dokument wird viel Positives zur Ökumene gesagt.» Dennoch dürfe man die Unterschiede im Kirchenverständnis nicht wegwischen, unterstrich die engagierte Katholikin.

Eine Entschuldigung des Papstes hält dagegen der Sprecher der katholischen Reformbewegung «Wir sind Kirche», Christian eisner, für angebracht. Nach seiner Wahl habe Benedikt XVI. sichtbare Schritte zur Ökumene angekündigt. «Doch davon ist jetzt leider nichts mehr zu erkennen», sagte Weisner der «Bild am Sonntag». Auch Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) wertete das Vatikan-Papier als Rückschlag für die Ökumene: «Ich bin enttäuscht von der Verlautbarung aus Rom.»

Der evangelische Ökumene-Experte Reinhard Frieling warnte davor, dass sich die Kirchen durch solche Diskussionen, «die kaum einen Laien interessieren», von den Menschen entfernen. «Anstatt zu vermitteln, warum es plausibel ist auf Gott und das Jenseits zu vertrauen, verlieren sich die Kirchen in Details und Begriffstreitigkeiten», sagte der Theologieprofessor der «Welt am Sonntag».

Zuletzt geändert am 15­.07.2007