| |
Veröffentlicht am 30­.06.2007

30.6.2007 - Die Welt

Der Papst hat's erlaubt

Verheirateter Mann zu katholischem Priester geweiht

Mit einer Sondererlaubnis des Papstes ist am Samstag in Eichstätt ein verheirateter früherer Protestant zum katholischen Priester geweiht worden. Dies war trotz Zölibats möglich, da der 44-jährige Hans-Tilman Golde evangelischer Pfarrer war, bevor er zum Katholizismus übertrat. Er empfing im Beisein mehrerer hundert Gläubiger die Priesterweihe vom Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke.

Papst Benedikt XVI. hatte im Februar dieses Jahres persönlich erlaubt, dass Golde als verheirateter Mann und dreifacher Vater katholischer Priester werden darf. Die Weihe von verheirateten, ehemals evangelischen Geistlichen ist in der katholischen Kirche nur mit spezieller Zustimmung des Papstes möglich, wie Martin Swientek, Pressesprecher des Bistums Eichstätt, erläuterte. Im Fall von Golde sei berücksichtigt worden, dass dieser als evangelischer Pfarrer Aufgaben der Seelsorge als persönliche Berufung gelebt habe.

Nach Auskunft des Erzbistums München-Freising wurden in Bayern in den vergangenen 30 Jahren rund 20 ehemals evangelische Pfarrer zum Priester geweiht. Dies sei eine seit langem geübte Praxis und geschehe erst nach sehr ernsthafter Prüfung, sagte Erzbistums- Sprecher Winfried Röhmel. „Wir wollen damit kein ökumenisches Porzellan zerschlagen“, betonte er. Es gebe durchaus auch Fälle, in denen katholische Priester nach ihrem Glaubenswechsel evangelische Pfarrer geworden sind.

Die Laienbewegung „Wir sind Kirche“ forderte vom Papst anlässlich von Goldes Priesterweihe erneut die Abschaffung des Zölibats. Die Verpflichtung zur Ehelosigkeit sei „einer der wichtigen Gründe für die zunehmende pastorale Notlage in den Gemeinden“. Durch die „oft zölibatäre Scheinwelt“ litten nicht nur die Priester, sondern auch deren inoffizielle Frauen und Kinder, hieß es in einer Presseerklärung.

In München hat Kardinal Friedrich Wetter bereits vor einem Jahr einen verheirateten ehemaligen evangelischen Pfarrer zum katholischen Priester geweiht. Drei Jahre zuvor hatte in Regensburg ein damals dreifacher Vater die Priesterweihe empfangen. Er war acht Jahre lang Pfarrer der evangelischen Kirche, bevor er konvertierte. Er sei zu der Erkenntnis gekommen, dass die Lehre Christi in der katholischen Kirche verwirklicht werde, hatte er den Übertritt zum katholischen Glauben begründet.

Zuletzt geändert am 30­.06.2007