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Veröffentlicht am 19­.01.2020

19.1.2020 - tagesspiegel.de

Missbrauchsstudie der katholischen Kirche bleibt ohne Folgen

„Kardinal Marx sollte zurücktreten“

Anderthalb Jahre nach der Missbrauchsstudie der katholischen Kirche bleiben strafrechtliche Konsequenzen aus. Kriminologe Pfeiffer fordert Konsequenzen.

Im Herbst 2018 machte die Missbrauchsstudie der katholischen Kirche mit erschreckenden Zahlen Schlagzeilen:...

„Das war alles nur Show - mehr nicht“, kritisiert der Kriminologe Christian Pfeiffer im Interview der Deutschen Presse-Agentur. ...

In Bayern, dem nach Bevölkerung zweitgrößten und womöglich katholischsten Bundesland, haben die Staatsanwaltschaften anderthalb Jahre nach der Veröffentlichung der Studie in keinem einzigen Fall Anklage erhoben. ...

Die DBK will das Ermittlungsergebnis in Bayern nicht kommentieren. ... DBK-Sprecher Matthias Kopp weist Pfeiffers Vorwürfe aber entschieden zurück ...

Der Passauer Strafrechtsprofessor Holm Putzke sagt dagegen, die katholische Kirche habe sich „redlich darum bemüht, damit die in ihren Reihen massenweise begangenen Verbrechen an Kindern inzwischen nicht mehr verfolgbar sind“. ...

Reformbewegung „Wir sind Kirche“ massiv enttäuscht

Der Sprecher der Reformbewegung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner, sagt: „Aus Sicht der Betroffenen ist es bedauerlich, ja höchst enttäuschend, dass bis jetzt in keinem einzigen Fall in Bayern Anklage erhoben worden ist oder aufgrund der Verjährung erhoben werden konnte.“ Die Studie sei darauf angelegt gewesen, „nur generalisierte Ergebnisse zu bringen, um die Anonymität sowohl der Täter als auch der damaligen Verantwortlichen in der Kirchenleitung (...) zu schützen.“

Pfeiffer spricht von „Zensur“ - die DBK dagegen von „Datenschutz“ ...

Pfeiffer ist überzeugt, Marx habe Forschern den uneingeschränkten Zugang zu Akten verweigert und so eine unabhängige wissenschaftliche Aufarbeitung bewusst verhindert - um sich selbst und Papst Benedikt zu schützen, der von 1977 bis 1982 Bischof von München und Freising war. „Das Beste wäre, Kardinal Marx würde von seiner Funktion als Sprecher der Bischofskonferenz zurücktreten und einräumen, was da gelaufen ist - ebenso Bischof Ackermann als Missbrauchsbeauftragter. Beide haben sich völlig unglaubwürdig gemacht.“
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(dpa)

https://www.tagesspiegel.de/politik/kardinal-marx-sollte-zuruecktreten-missbrauchsstudie-der-katholischen-kirche-bleibt-ohne-folgen/25448858.html

Zuletzt geändert am 19­.01.2020