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Veröffentlicht am 01­.03.2018

März 2018 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)

Mit Franziskus zurück zum Konzilskurs

„Nur wenn die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils weitergeführt werden, ist die Kirche zu retten!“, sagte Hans Küng, der selber Konzilsberater war, im Herbst 2012 auf der Konziliaren Versammlung der Reformgruppen in Frankfurt/Main. In diesem Jahr vollendet er am 19. März sein 90. Lebensjahr. Nach dem überraschenden Rücktritt von Papst Benedikt vor fünf Jahren haben die Kardinäle in Rom am 13. März 2013 Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt. Bergoglio hat zwar nicht das Konzil in Rom miterlebt, aber er kommt von dem Kontinent, auf dem die Visionen dieses Reformkonzils am konsequentesten umgesetzt worden sind.

„Trauer und Angst, Freude und Hoffnung“, mit diesen Begriffen hat das Konzil schon vor mehr als 50 Jahren grundlegende Reformimpulse für eine Kirche in der Welt gelegt. Doch wir alle wissen, dass während des überlangen Doppelpontifikats von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. diese Aufbrüche nur zögerlich umgesetzt, lehramtlich relativiert und in vielem sogar massiv behindert und bekämpft wurden.

Franziskus hat die in Lateinamerika weiterentwickelte, in oftmals leidvoller Praxis gereifte Theologie des Konzils zurück in den Vatikan geholt. In vielem knüpft er dabei an die innerkirchlichen Reformprojekte und gesellschaftspolitischen Positionen von Paul VI. und an den Katakombenpakt der Bischöfe von 1965 an. Der Anspruch, dass die Kirche eine Kirche für die Armen sein muss und die Notwendigkeit von Reformen der Kirchenstruktur, kennzeichnen sein Pontifikat. Kirchenreform und Gesellschaftsreform gehören zusammen.

Für sehr viele Menschen, auch weit über unsere Kirche hinaus, ist Papst Franziskus ein großer Hoffnungsträger. Mit ihm besteht endlich die Chance, die durch das Konzil eingeleitete epochale kirchliche Wende auch zu vollziehen. Die letzte Weihnachtsansprache an die römische Kurie hat aber gezeigt, dass die Widerstände in der Hierarchie immer noch massiv sind. Vor allem die Kardinäle und Bischöfe in aller Welt müssten den Reformkurs von Papst Franziskus auf der Linie des Konzils noch sehr viel stärker mitgestalten.

Die Unterstützung und Sympathie des Kirchenvolkes hat Papst Franziskus seit seiner Wahl. Aber nur wenn die ganze Kirche auf den Reformkurs des Konzils zurückkehrt, wird sie eine neue und positivere Rolle in der sich rasch verändernden globalen Gemeinschaft der Menschheit finden.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland

www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 14­.03.2018