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Veröffentlicht am 05­.07.2017

5.7.2017 - swr.de

Zum Tod von Kardinal Meisner: Streitbar, kantig und konservativ

Im Alter von 83 Jahren ist der langjährige Kölner Erzbischof Kardinal Meisner gestorben. Vertreter aus Kirche und Politik in Rheinland-Pfalz würdigten ihn als streitbaren Glaubenszeugen und "Kirchenmann mit klaren Positionen".

So bezeichnete der Trierer Bischof Stephan Ackermann den Verstorbenen als einen "leidenschaftlichen und durchaus streitbaren Zeugen Jesu Christi". Er habe Joachim Meisner schon zu Studienzeiten in Rom kennengelernt, erinnerte er sich: "Damals war er Erzbischof von Berlin und hat beeindruckend vom schwierigen Dienst eines Bischofs in der geteilten Stadt berichtet."

Zu den besonders schönen Erinnerungen gehöre für ihn die Seligsprechung von Mutter Rosa Flesch, die Meisner im Auftrag des Papstes 2008 in Trier vorgenommen hat. Zur Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 sei Meisner zweimal gepilgert und habe gesagt: "Es geht sich gut nach Trier!".

Klöckner: Meisner war offener Gesprächspartner

Auch die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Julia Klöckner würdigte Meisner: Er sei ein bedeutender "Kirchenmann mit klaren Positionen". Mit seinen oft streitbaren Beiträgen habe der langjährige Erzbischof von Köln immer eine klare Haltung zum Ausdruck gebracht und die Diskussionen in Kirche und Gesellschaft beeinflusst, erklärte Klöckner in Mainz. Im nördlichen Rheinland-Pfalz gehören zahlreiche Pfarrgemeinden zum Erzbistum Köln.

"Sein unerschütterlicher und tiefer Glaube hat mich beeindruckt", schrieb Klöckner, die auch der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) angehört. Zwar hätten sich viele an Meisners konservativen Positionen gerieben. Aber damit habe er Menschen immer wieder dazu gebracht, sich mit ihrer Kirche auseinanderzusetzen. Sie habe den Kardinal als offenen Gesprächspartner erlebt. Sein Tod sei ein Einschnitt.

Kritiker von Papst Franziskus

Kardinal Meisner war ein entschiedener Kritiker des Reformkurses von Papst Franziskus. Vor allem dessen Eintreten für einen liberaleren Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen war Meisner ein Dorn im Auge. Mit Befremden dürfte der frühere Erzbischof auch manche Haltung seines Nachfolgers Rainer Maria Woelki zur Kenntnis genommen haben, der sich für die Belange von Flüchtlingen stark macht und das Gespräch mit Schwulen und Lesben sucht.

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" erklärte bei Meisners Emeritierung 2014, der Theologe habe für ein autoritäres Amtsverständnis und eine "absolut linientreue Kirche" gestanden und immer wieder den innerkirchlichen Richtungskampf angestachelt.

Höhepunkt seiner Amtszeit: Weltjugendtag

Meisner erhielt aber auch zahlreiche Ehrungen, darunter 2003 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband. Als einen Höhepunkt seiner Amtszeit sah er den Weltjugendtag 2005 in Köln mit mehreren hunderttausend Jugendlichen an. Aus gesundheitlichen Gründen bat er 2014 um seine Versetzung in den Ruhestand. Am Mittwochmorgen starb er im Alter von 83 Jahren in Bad Füssing. Er sei friedlich eingeschlafen, hieß es.

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Zuletzt geändert am 05­.07.2017