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Veröffentlicht am 10­.02.2017

10.2.2017 - Süddeutsche Zeitung

Die Gescheiterten unterstützen

Pfarrer Axel Windecker begrüßt die Entscheidung der deutschen Bischöfe zur Kommunion für Wiederverheiratete

Die katholischen Bischöfe in Deutschland geben einen der strengsten und umstrittensten Grundsätze ihrer Kirche auf. In einem "Wort der Bischöfe" haben sie kürzlich verkündet, dass geschiedene Katholiken nicht mehr grundsätzlich von der Kommunion ausgeschlossen sind, wenn sie sich vom Standesamt ein zweites Mal trauen lassen. Die Freisinger SZ sprach mit Pfarrer Axel Windecker von der Pfarrei St. Lantpert über die unter Katholiken heftig diskutierte Entscheidung.

SZ: Herr Windecker, was ist Ihre Meinung zu dem Bischofs-Schreiben?

Axel Windecker: Ich begrüße es. Ich finde es sehr wichtig, dass endlich eine andere Linie gefahren wird. Es heißt nun nicht mehr automatisch, "ihr seid nicht mehr dabei, wenn eine neue Ehe geschlossen wird". Und genau das ist ja auch die Botschaft Jesus: Diejenigen, die gescheitert sind, zu unterstützen.

Haben betroffene Gemeindemitglieder - also wiederverheiratete Katholiken - Ihnen gegenüber oft den Wunsch geäußert, die Kommunion empfangen zu dürfen?

Ja, das wurde immer wieder thematisiert. Für mich war es eine ganz schwierige Situation, da ich bei dieser Frage eine gegenläufige Meinung zu der Amtskirche vertrat. Man kann nicht von einem barmherzigen Gott sprechen und eine unbarmherzige Kirche sein. Ich finde, es ist wichtig, auf die Menschen zuzugehen und gemeinsam eine Lösung zu finden.

Von Traditionalisten und konservativen Kreise aber wird heftige Kritik geübt. Es heißt, Wiederverheiratete leben in Sünde, eine rechtfertigende Gnade sei unmöglich. Können Sie das nachvollziehen?

Wenn man in dieser Denke drin ist: Ja. Ich persönlich aber kann es nur schwer nachvollziehen. Wiederverheiratete sollten nicht ausgeschlossen werden. Sondern die Kirche muss wie eine liebende Mutter sein, die sagt: "Trotzdem liebe ich dich" und die versucht, einen gemeinsamen Weg zu finden.

Es sind die Priester, die in Zukunft letztendlich über die Möglichkeit des Sakramentenempfangs entscheiden sollen - wird das eine schwierige Aufgabe für Sie sein?

Auf jeden Fall wird es nicht so einfach werden - für beide Seiten nicht, den Gläubigen und den Priester. Es wird zu einer intensiven Auseinandersetzung kommen. Der Gläubige muss sein Gewissen befragen - der Priester wird ihn auf diesem Weg begleiten. Entscheidend wird letztendlich die aufrechte Haltung sein.

Die Laienorganisation "Wir sind Kirche" lobt das Schreiben als "wichtigen Schritt auf dem Kurs der Weiterentwicklung". Denken Sie, dass nun weitere folgen werden - beispielsweise die geforderte volle Gleichberechtigung der Frauen in der katholischen Kirche kommen wird?

Ich hoffe zumindest, dass weitere Schritte folgen. Ich höre viele Stimmen, die froh sind um diesen Papst, die sich freuen, dass sich die Kirche zu bewegen scheint. Jahrzehntelang haben sie eine andere Kirche erlebt, nun sind sie frohen Mutes, dass sich etwas verändert. Wir brauchen keine moderne Kirche, die jede Mode mitmacht, aber eine zeitgemäße Kirche. Eine, die die Menschen bei den in unserer Zeit typischen Problemen begleitet.

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/zur-einsicht-gekommen-die-gscheiterten-unterstuetzen-1.3373883

Zuletzt geändert am 13­.02.2017