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Veröffentlicht am 19­.07.2016

19.7.2016 - Allgemeine Zeitung - Rhein Main Presse

Spekulationen in Malaysia: Wird Kardinal Müller neuer Bischof von Mainz?

Von Monika Nellessen

MAINZ - Es gibt Geschenke, die kann man kaum ablehnen – unter diesem Motto tischt die in Malaysia erscheinende katholische Wochenzeitung „Herald“ eine abenteuerliche Personalrochade an, die angeblich Papst Franziskus plant: Demnach soll der in Mainz-Finthen gebürtige Kardinal Gerhard Ludwig Müller (68) ein Kandidat für die Nachfolge von Kardinal Karl Lehmann als Mainzer Bischof sein und nach dem Willen von Papst Franziskus sein bisheriges Kurienamt als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom aufgeben.

Dies erlaube Franziskus, dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn (71) die Leitung der Glaubenskongregation zu übertragen, berichtete „Herald“ am Wochenende auf seiner Internetseite. Schönborn sei zwar ein Ratzinger-Schüler, gelte aber als aufgeschlossen gegenüber theologischen Reformen. Im Gegensatz zu Müller sei Schönborn ein „Einiger“.

Die Katholische Nachrichtenagentur KNA fasste den Bericht, der noch über viele weitere personelle Veränderungen in der Kurie spekuliert, in einer deutschen Fassung zusammen, die seither über die konservative österreichische Internetplattform www.kath.net Verbreitung findet. Von „Testballon? Wichtigtuerei“ bis zu „Sommerloch-Zeitungsente“ reichen die ungläubigen Kommentare.

Zumindest erschreckt mailen aber auch Mainzer Katholiken den Internet-Link weiter, die der Bewegung „Wir sind Kirche“ nahestehen. Eine KNA-Sprecherin betonte am Dienstag gegenüber dieser Zeitung, die Agentur habe in keinerlei Weise den Wahrheitsgehalt des Berichts geprüft: „Wir verbreiten das unter dem Motto: Was wird so überall in der Welt gemeldet.“

Malaysische Journalisten gut über Mainz informiert

Wie zuverlässig die „Vatikan-Quellen“ sind, auf die sich „Herald“ beruft, können Kircheninteressierte vielleicht erstmals in wenigen Wochen erfahren. Der Pontifex warte noch den Weltjugendtag in Krakau Ende Juli ab, um dann im September die Ernennung des Kurien-Kardinals Stanislaw Rylko (71), Präsident des Päpstlichen Laienrates, zum Erzbischof von Krakau zu verkünden, so die Wahrsager aus Kuala Lumpur. Zur Leitung einer neuen Kongregation für Laien und Familie, die zum 1. September ihre Arbeit aufnimmt, werde Franziskus seinen Vertrauten Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (73) machen, bislang Leiter des Kardinalsrats für eine Kurienreform.

Was Mainz angeht, zeigen sich die malaysischen Kirchenjournalisten nicht schlecht unterrichtet: Das Bistum sei einst historisch bedeutsam gewesen, der Bischofssitz seit wenigen Wochen vakant. Über Müller als möglichen Kandidaten schreiben sie: „Er mag nicht die bevorzugte Wahl der örtlichen Gläubigen und Priester sein“, aber für die Kurie gehe die Rechnung auf: Schließlich stehe Müller öfter in der Glaubensauslegung in Widerspruch zu Franziskus.

Der Papst könne den einstigen Schüler Lehmanns guten Gewissens als dessen Nachfolger im Bischofsamt zurück schicken. Müllers Heimkehr sei nicht als Bestrafung auszulegen, „zumindest nicht für ihn selbst“, so heißt es: „Es wäre ein großzügiges Geschenk an die Weltkirche, wenn Laien und Klerus in Mainz ihn mit offenen Armen aufnähmen, selbst wenn einige dies als Bußübung ansehen sollten.“

http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/spekulationen-in-malaysia-wird-kardinal-mueller-neuer-bischof-von-mainz_17100888.htm

Zuletzt geändert am 20­.07.2016