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Veröffentlicht am 13­.05.2016

13.5.2016 - Donaukurier

Papst stößt mit Äußerung zu Diakonat für Frauen in Deutschland auf Zustimmung

Papst Franziskus ist mit seiner überraschenden Äußerung über eine mögliche Zulassung von Frauen zum Diakonat in Deutschland auf breite Zustimmung gestoßen. Noch hitzige Debatten erwartet allerdings der deutsche Kardinal Walter Kasper.

Papst Franziskus ist mit seiner überraschenden Äußerung über eine mögliche Zulassung von Frauen zum Diakonat in Deutschland auf breite Zustimmung gestoßen. Positiv äußerten sich am Freitag unter anderem das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und die Reformbewegung "Wir sind Kirche". Noch hitzige Debatten erwartet allerdings der deutsche Kardinal Walter Kasper.

Papst Franziskus hatte sich am Donnerstag bereit erklärt, eine Kommission einzusetzen, welche die Zulassung von Frauen zum Diakonat prüfen solle. "Ich denke ja, es wäre für die Kirche gut, diesen Punkt zu klären", antwortete er nach Angaben von Journalisten bei einem Gespräch mit Ordensvertreterinnen im Vatikan auf die entsprechende Frage einer Teilnehmerin.

Die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Katharina Ganz, die an dem Treffen im Vatikan teilnahm, sagte Radio Vatikan am Donnerstagabend, der Papst habe seine Überlegungen in dem Gespräch entwickelt und mehrmals wiederholt. Er habe über das Diakonat der Frau in der Kirche nachgedacht und gesagt: "Ich glaube, wir sollten eine Kommission einrichten, die sich mit dieser Frage beschäftigt." Das Kirchenoberhaupt suche offensichtlich Antworten auf die Nöte und die Notwendigkeiten der Kirche von heute, sagte Ganz.

Diakone stehen in der katholischen Hierarchie eine Stufe unter dem Priester. Sie übernehmen Aufgaben im liturgischen Dienst, etwa die Mitwirkung bei der Messfeier, und sind überdies seelsorgerisch tätig. Seit der Erneuerung des Amtes im Zweiten Vatikanischen Konzil in den 60er Jahren können auch verheiratete Männer zum Diakon geweiht werden.

Dies sei ein "sehr gutes Zeichen", sagte ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel im ZDF-"Morgenmagazin" zu dem Vorstoß von Franziskus. "Vor dem Hintergrund unserer bislang eher bescheidenen Erfahrungen sind diese Neuigkeiten geradezu sensationell." Sie lobte, der Papst "hört wirklich hin und reagiert auf das, was die Menschen ihm nahebringen".

"Wir sind Kirche" begrüßte ebenfalls die vom Papst angestoßene neue Debatte, blieb aber zurückhaltend. "Die bisherigen Meldungen sind zwar erfreulich, enthalten aber noch wenig Konkretes", hieß es in einer ersten Stellungnahme. Die Bewegung rief zudem dazu auf, die geplante Kommission paritätisch mit Frauen und Männern zu besetzen.

Vorsichtig äußerte sich auch der emeritierte Kurienkardinal Kasper. "Es wird eine hitzige Debatte geben", sagte er der italienischen Zeitung "La Repubblica" vom Freitag, denn die katholische Kirche sei in dieser Frage tief gespalten. Er persönlich habe keine eindeutige Haltung zu dem Thema, sei aber "immer bereit für Neuerungen".

Es sei nicht absehbar, wie die Diskussion ausgehe, sagte Kasper. Mit Blick auf die Vergangenheit sei eine Öffnung des Diakonats für Frauen eher unwahrscheinlich. "Aber alles ist möglich", äußerte Kasper weiter, der als enger Vertrauter des Papstes gilt.

"Eine Öffnung des Diakonats für Frauen wird der katholischen Kirche gut tun", erklärte Grünen-Vorstandsmitglied Bettina Jarasch in Berlin. Die Kirche rücke damit wieder näher an die Lebenswirklichkeit der Gläubigen heran.

Berlin (AFP)

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Zuletzt geändert am 13­.05.2016