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Veröffentlicht am 03­.06.2015

3.6.2015 - Mittelbayerische Zeitung

Bischof Stefan Oster wird 50

Der Passauer Oberhirte ist das junge Gesicht der Konservativen. Er besitzt Charme und kennt sich in der Medienwelt aus.

von André Jahnke, dpa

Passau.Stefan Oster wurde fast gefeiert wie ein Popstar, als er vor gut einem Jahr zum Bischof des Bistums Passau geweiht wurde. Der Salesianer-Pater ist vergleichsweise jung, mediengewandt und hat ein einnehmendes, freundliches Wesen. Wer in ihm aber einen Reformer oder Umwälzer der katholischen Kirchenlehre sah, wurde enttäuscht. Stattdessen hat sich Oster, der am heutigen Mittwoch 50 Jahre alt wird, zu einem Sprachrohr der konservativen Kräfte in der Kirche entwickelt.

Oster beharrt auf Zölibat

Für Kirchenkenner und -kritiker war dies keine Überraschung. „Bischof Oster hatte schon vor seinem Amtsantritt deutlich gemacht, dass er ein linientreuer Verfechter konservativer katholischer Lehre sei“, sagt Christian Weisner von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Oster beharre auf dem Pflichtzölibat, grenze wiederverheiratete Geschiedene von den Sakramenten aus, lehne Frauen im priesterlichen Dienst und auch als Diakoninnen ab, verweigere den Segen für homosexuelle Paare. „Das alles tut er mit einem nonchalanten Lächeln und unter Bezug auf Normen der Dogmatik, der er geflissentlich das Evangelium unterordnet“, kritisiert Weisner.

Oster selbst hat eine andere Wahrnehmung: „Mir erzählen die Leute bei den Dekanatsbesuchen und vielen anderen Gelegenheiten draußen zumeist genau das Gegenteil. Wie gut die Stimmung vielerorts sei, dass es viel Freude und neue Impulse für den Glauben gebe und anderes Mutmachendes mehr“, schreibt er auf Facebook.

Er sei dagegen, kirchliche Normen für das menschliche Zusammenleben zu ändern, „bloß weil eine glaubensloser werdende Welt anders denkt“, sagte Oster der „Passauer Neuen Presse“. Über sich selbst sagt er: „Und nur weil einer als nett empfunden wird, ist es noch nicht so, dass er den Glauben der Kirche auf den Kopf stellt.“

Auch ein Dogmatikprofessor, der Kontra gibt

So gab er auch dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken Kontra, das die Segnung homosexueller Paare gefordert hatte. Via Facebook verkündete er: „Das Zentralkomitee ist aus meiner Sicht dabei, mit dieser Erklärung sehr wesentliche Aspekte des biblischen Menschenbildes und des biblischen Offenbarungsverständnisses hinter sich zu lassen.“ Später veröffentlichte er einen „offenen Brief“, bei dem ihm andere Bischöfe beisprangen.

Als Dogmatikprofessor lehrte Oster an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer in Benediktbeuern. Habilitiert wurde er 2009 in Trier beim heutigen Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der wiederum ein Ziehsohn des erzkonservativen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ist.

Seine Medienkenntnisse sind Oster, der beim „Straubinger Tagblatt“ volontiert hatte und später eine Morgensendung bei Radio Charivari in Regensburg moderierte, bei der Verbreitung seiner Ansichten hilfreich. Regelmäßig ist er in den sozialen Netzwerken unterwegs.

Bevor er ins Kloster ging und zum Priester geweiht wurde, war er Journalist und hatte eine sechsjährige Beziehung mit einer Frau. „Das war meine große Liebe. Wir wollten heiraten und viele Kinder“, sagt Oster. Später begeisterte er seine Schüler mit Auftritten als Clown und Jongleur. Heute lebt er in einer Vierer-Wohngemeinschaft mit einer Ordensschwester und zwei Bekannten aus Benediktbeuern.

Seinen 50. Geburtstag will Oster nicht groß feiern. Er plant ein gemeinsames Fest mit seinem Vorgänger Wilhelm Schraml zu dessen 80. Geburtstag. Dem Bayerischen Rundfunk sagte der Bischof vor wenigen Tagen, dass der 50. Geburtstag für ihn keine Barriere sei. „Man ist nur näher an der Ewigkeit.“

http://www.mittelbayerische.de/bayern/niederbayern-nachrichten/bischof-stefan-oster-wird-50-21764-art1241086.html

Zuletzt geändert am 03­.06.2015