21.2.2014 -SWR
Die Kirche und das Geld: Ist Limburg überall?
Besonders krass ist der Fall von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst: Er soll mehrere Millionen Euro aus dem St. Georgswerks für den Bau seines Bischofssitzes in Limburg verwendet haben, dessen Kosten auf mehr als 30 Millionen Euro explodiert sein sollen. "Vertuschen und verschleiern" nannte die "Süddeutsche Zeitung" 2014 das Prinzip des Oberhirten.
Aber Limburg steht nicht alleine: In Köln arbeitet das Erzbistum mit einer Briefkastenfirma, um beim Kauf einer repräsentativen Immobilie Steuern in Millionenhöhe zu sparen. In Freiburg wurde jetzt ein Immobilienprojekt auf Eis gelegt, wohl aus Sorge vor öffentlicher Aufregung. In Offenburg wird erstmals eine Kirche abgerissen - für ein neues Investitionsprojekt der Erzdiözese Freiburg.
- Die katholische und evangelische Kirche verfügen geschätzt über ein Immobilienvermögen von 200 Milliarden Euro und Finanzanlagen über 150 Milliarden Euro. In der katholischen Kirche ist ein Großteil des Geldes in Stiftungen und Nebenhaushalten untergebracht. So verschleiert sie ihr wahres Vermögen.
Gekostet hat das Bauprojekt satte 39 Millionen Euro. Weil die Finanzierung – im Gegensatz zu Limburg- offengelegt und alle Gremien einbezogen wurden, gab es bei den Gläubigen keinen Widerstand. Dennoch hätten sich viele einen kleineren, bescheideneren Bau gewünscht. Heinz Rapp aus Riedlingen, der sich in der Kirchenvolksbewegung “wir sind Kirche“ engagiert, befremdet, dass er erst vor kurzem von einem eigenständigen Vermögen des bischöflichen Stuhls erfuhr. Die Finanzstrukturen, sagt er, seien auch in Rottenburg-Stuttgart verschleiert worden.
- Finanzskandal auch bei der evangelischen Kirche
Das evangelisch-lutherische Dekanat München hat bei riskanten Anlagegeschäften viel Geld verloren. Nach einem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes der bayerischen Landeskirche (11. Februar 2014) sind 12,9 Millionen Euro gefährdet.
Unmut regt sich zudem in einigen Pfarreien, die fusioniert oder zusammengebunden werden, was in manchen Bistümern verordnet wird, in anderen freiwillig geschieht. Begründet wird der flächendeckende Prozess mit dem akuten Priestermangel und rückläufigen Mitgliederzahlen. Im Bistum Trier gibt man zu, dass es auch ums Sparen geht.
Hans-Peter Schladt, der sich dort an der Kirchenbasis engagiert, kritisiert die Folgen: "Je weiter wir XXL-Pfarrgemeinden schaffen, geht die Kirche vor Ort weg von den Menschen." Kritisch sieht er auch Sparmaßnahmen in der Bildungsarbeit: die Schließung der katholischen Akademie Trier oder geplante Kürzungen für das Haus Wasserburg in Vallendar. "Das Haus macht tolle Jugendarbeit. Da soll eindeutig am falschen Ort gespart werden", lautet sein Urteil.
Sparen ja, aber wo?
Das gelte auch für Kindergärten, aus deren Finanzierung sich die Kirche zunehmend zurückziehe, wie in Schladts eigener Gemeinde in Neuwied. Dort hat die Pfarrei das Kitagebäude an die Kommune verkauft. Ohnehin tragen die Kirchen nur einen kleinen Teil der Kosten für kirchliche Kitas. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind das im Durchschnitt nur zehn Prozent.
Dass die Kirche sparen muss, um sich für schlechtere Zeiten zu rüsten, akzeptieren die Katholiken. Doch viele finden, man müsste stärker in den Zentralen der Bistümer sparen – und weniger an der Basis.
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/rp/die-kirche-und-das-geld-ist-limburg-ueberall/-/id=1682/did=15452454/nid=1682/1wnfc1s/
Zuletzt geändert am 29.04.2015