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Veröffentlicht am 10­.03.2015

März 2015 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Es klappert der Müller am laufenden Band

Man hat ja nun den Eindruck, dass die vormals so wichtige Glaubenskongregation mit ihrem Frontmann Kardinal Gerhard Müller, vormals noch Bischof Gerhard Ludwig in Regensburg, etwas an Bedeutung eingebüßt hat. Wer Müller kennt weiß, dass er sowas nicht auf sich sitzen lässt und wundert sich daher auch nicht über das Geklapper, das er regelmäßig veranstaltet, um mal wieder gehört zu werden. So auch mit einem Schreiben im Osservatore Romano kurz vor Beginn des Treffens des K9-Kollegiums in Rom. Deutlich hat er da „Theologische Kriterien für die Kirchen- und Kurienreform“ den Kardinalskollegen ins Stammbuch geschrieben: Besinnung auf Wesen und Sendung der Kirche Gottes, nicht der gesellschaftliche Konsens, die Funktion des Christentums als Zivilreligion oder die Kontakte mit Trägern politischer Macht verliehen der Kirche Bedeutung, sondern das Wort des Heils für die Menschen, besonders für die Armen an den Peripherien des Lebens.

So weit so gut. Im folgenden entwickelt er jedoch das Bild einer Kirche, in der anscheinend das Wichtigste darin das Bischofsamt ist und die Kollegialität der Bischöfe die Garantie für ihre Existenz. Kirchenvolk? Fehlanzeige! Groß ist anscheinend seine Angst, die Kurie könnte womöglich zu sehr nach weltlichen Gesichtspunkten verändert werden, denn mit großem Geklapper hebt er die Kurie in quasi-mythische Sphären und betont, dass sie eben keine profane Verwaltungsstruktur sei und den Papst in der Ausübung seines Primats für alle Kirchen und in seinem Einheitsdienst unterstütze.

Ein Blick in die Kirchengeschichte mit dem Kirchenhistoriker Hubert Wolf öffnet da ganz andere Perspektiven. Im Rückblick wird deutlich, dass sich die Bedeutung der Kardinäle und der Kurie im Laufe der Zeit immer wieder änderte. Mit Sixtus V. wurden die Kongregationen eingeführt, die – auf Grund ihrer Effizienz – als Vorbild für die Ministerien weltlicher Politik dienten. Von relativer Eigenständig bis zu vollständiger Entmachtung, von konstruktiver Vernetzung bis zum unkoordinerten Nebeneinander gab es alle Formen.

Mag Kardinal Müller auch klappern für eine Kurienform, die sich seiner Theologie des Bischofsamtes unterordnet. Jedoch, die Kurie soll einen Dienst leisten für die ganze Kirche, die Menschen darin und ihre breite Vielfalt und dafür arbeitsfähig sein. Dienstleistung – Ministerium: es schadet nicht, wenn Kirche hier wieder eine Vorbildfunktion für die Welt übernehmen würde.

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland – www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 12­.03.2015