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Veröffentlicht am 10­.07.2014

10.7.2014 - Märkische Oderzeitung Eberswalde / DPA

Freude und Bedauern über Wechsel von Kardinal Woelki nach Köln

Berlin/Köln (dpa) Rainer Maria Woelki kehrt von der Spree zurück an den Rhein. Nach nur drei Jahren als Berliner Erzbischof wird der Kardinal an die Spitze des größten deutschen Bistums wechseln. Das löst Freude, Bedauern und heftige Kritik aus.

Die voraussichtliche Ernennung des Berliner Kardinals Rainer Maria Woelki (57) zum neuen Erzbischof von Köln wird im Rheinland positiv bewertet. "Dies ist eine gute Wahl für Köln", sagte Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Der gebürtiger Kölner Woelki gehe auf die Menschen zu und sei den Ideen von Papst Franziskus sehr zugetan.

An Woelkis bisheriger Wirkungsstätte Berlin bedauerten hingegen viele die für Freitag in Rom erwartete Ernennung an die Spitze des größten deutschen Bistums. Heftige Kritik am Verfahren kam von der Initiative "Wir sind Kirche". Offenbar seien Vorschläge aus dem Kölner Domkapitel nicht berücksichtigt worden.

Der Kölner Bundestagsabgeordnete und religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, verband mit der Personalie Woelki die Hoffnung auf mehr Dialogbereitschaft. Der Kardinal sei zwar "ein Konservativer, aber er hat in Berlin gezeigt, dass er auf die Menschen zugehen kann, den Menschen als geistiger Hirte und nicht als rechthaberischer Dogmatiker begegnet".

Woelki tritt nach seiner Ernennung durch Franziskus die Nachfolge von Joachim Meisner an der Spitze des Kölner Erzbistums an. Papst Franziskus hatte im Februar das altersbedingte Rücktrittsgesuch Meisners (80) angenommen. Der erzkonservative und umstrittene Meisner, der die bedeutende und weltweit reichste Diözese 25 Jahre lang leitete, gilt als wichtigster Förderer Woelkis.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, sagte, sie freue sich zwar für Woelki. Es sei aber auch eine "bittere Enttäuschung", dass der Geistliche die Hauptstadt schon nach drei Jahren wieder verlasse. Woelki habe Berlins Kirche wieder auf die Landkarte gesetzt, sagte Grütters der Nachrichtenagentur dpa. Vor allem seine pastorale Tätigkeit habe tiefe Spuren in Berlin hinterlassen. Ähnlich äußerten sich diverse Berliner Landespolitiker.

Dagegen kam scharfe Kritik am Verfahren - nicht an der Person - von der kritischen Initiative "Wir sind Kirche": Woelki habe sich in Berlin auch bei Nicht-Christen ein hohes Ansehen erworben und es sei ihm zuzutrauen, die Kirche von Köln im Sinne des Papstes zu führen. Wenn es aber zutreffe, dass die Bischofskongregation in Rom alle drei Vorschläge des Kölner Domkapitels übergangen habe, handele es sich um eine "erneute Missachtung der Ortskirche". Das sei ein Skandal, der auch im "krassen Widerspruch" stehe zu den Aussagen des Papstes, den Ortskirchen wieder mehr Bedeutung und Verantwortung zukommen zu lassen, erklärte die Initiative.

http://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1300196/

Zuletzt geändert am 10­.07.2014