| |
Veröffentlicht am 21­.03.2014

21.3.2014 - Mittelbayerische.de

Laien kritisieren Müllers Störfeuer

Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ sieht in dem Kardinal einen Bremser, der den weltzugewandten Kurs von Papst Franziskus gefährdet.

von Christine Strasser, MZ

Regensburg. Die Verbitterung sitzt tief. Wenn Sigrid Grabmeier über Gerhard Ludwig Müller spricht, findet sie harte Worte – noch immer. Er habe das Bistum Regensburg zwar bereits seit mehr als eineinhalb Jahren verlassen, aber wenig habe sich seitdem geändert. Die Katholikengremien seien nach der sogenannten Reform durch Müller „kastrierte Gremien“. Verbessert habe sich das unter Bischof Rudolf Voderholzer nicht. Nur der Ton sei weniger rau. Müllers langer Schatten verdunkelt der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ zufolge aber nicht nur das Bistum Regensburg.

Die Laien sehen die katholische Kirche vor einer Zerreißprobe. Zum Auftakt der dreitägigen Bundesversammlung von „Wir sind Kirche“ in Regensburg bedauerte Christian Weisner vom Bundesteam am Freitag: „Viele deutsche Bischöfe teilen den Reformeifer des Heiligen Vaters›nicht.“ Mit großer Sorge beobachte er die Gegenkräfte und konservative Seilschaften, die bis nach Deutschland reichen. Sigrid Grabmeier sprach von einem Störfeuer von Kardinal Müller gegen alle, die sich reformwillig zeigen.

Große Hoffnungen setzt die Bewegung auf die Durchsetzungsfähigkeit des neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Er habe die Kraft, konservativen Oberhirten wie Müller, dem Chef der Glaubenskongregation, zu widersprechen. Marx solle den innerkirchlichen Gesprächsprozess zu einem sinnvollen Ende führen.

Grabmeier betonte, dass die Zulassung zu den Sakramenten für Eheleute, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben, entscheidende Bedeutung für die Zukunft der Kirche habe. „Bei diesem wichtigen Thema, das so viele Paare nicht nur in Deutschland betrifft, muss sich endlich etwas bewegen“, erläuterte sie. Die Kirche habe hier eine große Chance, Anschluss an die Lebenswelt der Menschen zu finden. Kritik gab es für Marx’ Vorschlag einer Bußzeit für wiederverheiratete Geschiedene. „Eine Buße wirkt wie eine Strafe für das Fehlverhalten des Menschen“, sagte Grabmeier. „Die Kirche sollte sich wieder darauf besinnen, ein Ort zu sein, wo fehlbare Menschen aufgenommen werden.“ Alles andere sei unbarmherzig.

Nach der Annahme der Rücktrittsgesuche sind derzeit die Bistümer Passau, Erfurt, Freiburg, Köln und seit Freitag auch Hamburg unbesetzt. Die Zukunft des Limburger Bistums ist noch immer ungeklärt. „Wir sind Kirche“ fordert, dass die Gläubigen in den Bistümern in die Formulierung des Bischofsprofils, die Kandidatensuche und die Wahl ihres Bischofs einbezogen werden. Zumindest Vorschläge sollten die Gläubigen machen dürfen.

http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/oberpfalz-bayern/artikel/laien-kritisieren-muellers-stoerfeuer/1036263/laien-kritisieren-muellers-stoerfeuer.html

Zuletzt geändert am 21­.03.2014