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Veröffentlicht am 13­.03.2014

13.3.2014 - Nassauische Neue-Presse

"Tebartz entspricht nicht den Anforderungen des Papstes"

Christian Weisner von "Wir sind Kirche"

Die Frühjahrsversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Münster hat ohne den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst stattgefunden. Doch war er dennoch ständig präsent, wie Christian Weisner von der Laienorganisation „Wir sind Kirche“ berichtet. Mit Weisner sprach unser Redakteur Johannes Laubach.

Der Limburger Bischof hat nicht an der Frühjahrstagung der Deutschen Bischofskonferenz teilgenommen und war dennoch Thema.

CHRISTIAN WEISNER: Erst gab es die Unsicherheit, ob er kommt oder nicht. Dann war er trotz seiner Abwesenheit ein präsentes Thema. Ständig wurde über ihn gesprochen, und ich gehe auch davon aus, dass Erzbischof Robert Zollitsch die Bischöfe über die Entwicklung informiert hat.

Aber der Bericht der Kommission, der aufklären soll, wie es zu den Ausgaben von über 31 Millionen Euro für den Bau des neuen Bischofssitzes gekommen ist und wo das Geld dafür herkommt, liegt auch der Bischofskonferenz offiziell nicht vor.

WEISNER: Es wäre sicherlich hilfreich gewesen, wenn der Bericht bis zum Beginn der Frühjahrstagung den Bischöfen vorgelegen hätte oder veröffentlicht worden wäre. Oder es aus Rom eine Entscheidung zur Zukunft des Limburger Bistums gegeben hätte. Dass dem nicht so ist, ist für mich ein Indiz für die starken Seilschaften in Rom, die Tebartz-van Elst treu zur Seite stehen: der emeritierte Papst Benedikt XVI., Kardinal Müller, Erzbischof Georg Gänswein als Sekretär der beiden Päpste oder auch der emeritierte Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner.

Entscheidet allein das Ergebnis des Berichts der von der Bischofskonferenz eingesetzten Kommission über die Zukunft des Limburger Bischofs?

WEISNER: Das glaube ich nicht. So schlimm es auch ist mit dem vielen Geld für den Bischofssitz oder auch mit der Falschaussage des Bischofs zu seinem Erste-Klasse-Flug nach Indien, der Konflikt liegt tiefer. Als Bischof erreichte Tebartz-van Elst das Kirchenvolk nicht. Wenn wir Papst Franziskus ernst nehmen mit seinen Aussagen zum Bischofsamt als Hirtenamt nahe beim Kirchenvolk, dann müssen wir feststellen, dass dies bei Tebartz-van Elst nicht der Fall ist, er diesen Anforderungen nicht entspricht.

Welche Lehren sind aus dem Fall Tebartz-van Elst für die künftige Besetzung von Bischofsstühlen zu ziehen?

WEISNER: Nach meiner Einschätzung hat der Fall drei Grundfragen aufgeworfen. Zum einen geht es um die kirchliche Finanzierung – um volle Transparenz und Kontrolle. Es muss eine tatsächliche und nicht nur eine formale Kontrolle geben. Zum anderen geht es um die Bischofsernennung und Bischofswahl. Nicht nur „Wir sind Kirche“ fordert die Mitwirkung der Gläubigen. Dabei ist auch die Frage zu klären, wie mit einem Bischof umzugehen ist, der – salopp gesagt – aus dem Ruder gelaufen ist und sich nicht wieder einfangen lässt. Auch bei Tebartz-van Elst hat es vergebliche Versuche von Amtsbrüdern gegeben. Und schließlich geht es um die grundsätzliche Zusammenarbeit von Kirche und Staat – auch da gehört vieles auf den Prüfstand.

Ist das eine Möglichkeit, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen?

WEISNER: Es ist ein Versuch. Durch den sexuellen Missbrauch in der Kirche ist schon viel Vertrauen verloren gegangen. Die Diskussion um den Limburger Bischof und sein Verhalten hat den Vertrauensverlust noch erheblich vergrößert.

http://www.nnp.de/rhein-main/limburgerbischof/Tebartz-entspricht-nicht-den-Anforderungen-des-Papstes;art25268,780079

Zuletzt geändert am 13­.03.2014